Selbst wenn zum Zeitpunkt dieses Schreibens noch keine genauen Fachbesucher-Zahlen vorlagen: bereits im Vorfeld war mit Blick auf die Terminänderung und den sich daraus ergebenden Zeitraum von nur fünf Monaten zwischen der am letzten Samstag endenden Taipei Cycle Show 2018 (31.10. – 3.11.) und der kommenden Taipei Cycle Show 2019 (27. bis 30.3.) abzusehen, dass entweder die mittlerweile 31. oder 32. Auflage der führenden Fahrradmesse Asien Federn lassen wird. Als sich Samstag die Tore der 31. Taipei Cycle Show schlossen war klar, dass es die diesjährige Messe war, die auf Kosten der in fünf Monaten stattfindenden 32. Auflage herunter schalten musste.
Auch wenn das Thema Messetermin nach Rückbesinnung auf den alten Termin sowohl bei Eurobike als auch Taipei Cycle Show nach Ansicht einer Mehrheit letztendlich zum Guten gewendet wurde, stand es auf dem diesjährigen Get-Together im Nangang Exhibition Center bei Fachbesuchern und Ausstellern immer noch ganz oben auf der Diskussionsliste.
Kopfschüttelnd und mit einer ausladenden Handbewegung auf das im Vergleich zu den Vorjahren leer wirkende Messegeschehen wurde immer wieder über den diesjährigen Messetermin Ende Oktober/Anfang November geschimpft. Dabei schwang aber auch immer wieder die Sehnsucht nach dem alten März-Termin durch, der wiederum für die Taipei Cycle Show 2019 hoffen lässt.
Während die Besucherzahlen sicherlich herunter sind, konnten die der Aussteller gehalten werden. Laut Messe-Organisator Taitra besetzten in diesem Jahr 1.150 Aussteller – davon 22,3 Prozent aus dem Ausland – sowohl die mehrstöckige Halle 1 des Nangang Exhibition Center als auch die per Shuttlebus am alten Messegelände gelegene Halle 3. Wobei Taitra in letzterer erstmals »Taipei Cycle+« launchte – ein Smart-Technologies-Spielplatz für in den Bereich Fahrrad eindringende Inter of Things (IoT)-Projekte wie zum Beispiel »SwiCity«, das laut den dahinter stehenden Machern auf das Zusammentreffen der taiwanesischen Computer- und Software- mit der hiesigen Fahrradbranche (die auch immer mehr E-Bikes produziert) setzt.
Allerdings muss dazu gesagt werden, dass gerade die jungen Smart Applications Technologie-Aussteller in der abgelegenen Halle 3 über mangelnde Besucherzahlen und eine leere Messehalle klagten. Heißt auch, dass nur wenige Fachbesucher den 15-minütigen Shuttlebus-Service vom Nangang Exhibition Center zum TWTC auf sich nahmen.
Mit Blick auf die sinkenden Besucherzahlen, die weiterhin mit Kopfschütteln bedachte Messeterminierung sowie andere aktuelle Problemthemen wie der von U.S.-Präsident Donald Trump angefachte und auch Fahrräder betreffende Strafzoll auf Produkte aus China etc.pp sollte man meinen, dass es gar nichts Positives zu berichten gibt. Falsch!
Retter E-Bike
Das Thema E-Bike sorgt für gute Laune. Und erst recht, seitdem »e« auch Richtung Stollenreiter losgesurrt ist. Schließlich ist die Produktion hochwertiger (vollgefederter) Premiumräder die Domäne der Taiwaner. Somit ist auch bestens zu erklären, dass Formosa in diesem Jahr zwar weniger Kompletträder exportiert – und trotzdem gute Geschäfte macht. Der Wert der exportierten Bikes ist nämlich dank steigender E-Bike-Verkäufe zweistellig gewachsen (genau Zahlen 01-09/2018 in einer separaten Story).
Somit scheinen Taiwans Fahrrad-Produzenten die aufkeimende Strafzoll-Problematik, die derzeit wie ein Damoklesschwert über der globalen Branche hängt, noch ruhig schlafen zu lassen. Fakt ist, dass die Taiwaner mit China-Produktion zumindest die dortige E-Bike-Produktion verstärkt nach Formosa holen werden.
Fragt man genauer nach, stellt man aber auch fest, dass man damit noch nicht so richtig begonnen hat (zumindest nicht im großen Stil). Was auch damit zusammen hängt, dass man erst einmal den Jahreswechsel 2018/2019 abwarten will. Am 1.1.2019 sollte der junge aber bisher reduzierte U.S.-Strafzoll auf Fahrräder aus China von 10 auf 25 Prozent erhöht werden. Nicht nur Taiwaner, sondern auch U.S.-Importeure scheinen zu hoffen, dass es letztendlich doch »nur« bei den 10 Prozent bleibt. Mit dem könnte man noch irgendwie – und im Gegensatz zu den 25 Prozent – umgehen. Und falls es doch anders kommt? Nach außen scheint es, als ob man dafür keinen schnellen »Plan B« in der Hand hat.
Alles andere scheint im Rausch der dank E-Bike wachsenden Wertverkäufe unter zu gehen. Dabei sollten eher sinkende Mengenverkäufe zu denken geben. Auch wenn das Radfahren vermehrt als urbane Mobilitätslösung angepriesen wird und die weltweite Fahrrad-Lobby verstärkt gute Arbeit leistet: Die Zahl der produzierten Fahrräder sinkt. Da kann das Thema Mietrad auch nicht viel retten. Zumindest ist zu hoffen, dass die Zahl der Radler nicht mit sinkt. Und hier kommt wiederum das Thema IoT ins Spiel. Mit ihm will man laut Aussagen auf Taipei Cycle+ »mehr Menschen für das Thema Fahrrad begeistern«.
Mehr zur Taipei Cycle Show 2018 in einer der kommenden RadMarkt-Ausgaben.
Text/Fotos: Jo Beckendorff