Es sind allerdings nicht nur die Fahrradprodukte. Auch bei Sport- und Outdoor-Produkten erlebte Thule Group einen zurückhaltenden Einzelhandel – was laut den Schweden auch damit zusammenhängt, dass viele Frühlingsaktivitäten wetterbedingt ungewöhnlich spät durchstarteten.
Wegen im Vergleich zum ersten Quartal 2022 deutlich niedrigerer Frachtkosten und vorgenommenen Preiserhöhungen fiel das Bruttoergebnis mit 916 Millionen SEK (80,98 Millionen Euro – 01-03/2022: 1,22 Milliarden SEK = 107,85 Millionen Euro) dann aber doch durchaus positiv aus. Dem standen allerdings geringere Umsätze, ein ungünstiger Produktmix und nicht ausgelastete Produktionskapazitäten gegenüber.
Das operative Betriebsergebnis (EBIT) belief sich auf 382 Millionen SEK (33,77 Millionen Euro). Das entspricht trotz des oben genannten zweistelligen Umsatzrückgangs einer EBIT-Marge von 17,2 Prozent. RadMarkt-Anmerkung: an der EBIT-Marge lässt sich ablesen, wie hoch der Gewinn im Verhältnis zu den Umsatzerlösen ist. Je höher das Ergebnis in Prozent ist, desto profitabler arbeitet das entsprechende Unternehmen. Liegt sie zwischen 10 und 15 Prozent, spricht man von einem guten Richtwert. Liegt sie über 15 Prozent, spricht man von einer hohen Ertragskraft.
Eigener Lagerbestand
Thule Group hat ihre eigenen Lagerbestände in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 um 158 Millionen SEK (13,79 Millionen Euro) verringern können. Normalerweise steigen die Lagerbestände im ersten Quartal vor der Hochsaison deutlich an. Zum Vergleich: in 01-03/2022 stiegen die Lagerbestände um 469 Millionen SEK (41,46 Millionen Euro) an.
Somit wird auch hier deutlich, dass sich das niedrigere Produktionsniveau direkt auf die Auslastung der Produktionseinheiten des Konzerns auswirkte. Am Ende des Quartals waren etwa 900 Personen weniger in der Produktion tätig als zur gleichen Zeit des Vorjahres. In diesem Zusammenhang hat sich das Thule-Modell zur Sicherstellung der Flexibilität bewährt: die Anpassung an unterschiedliche Produktionsmengen funktioniere gut.
Umsatzrückgang in allen Verkaufsregionen
Thule Group teilt seinen Umsatz in zwei Regionen auf. In der Region »Europa und Rest der Welt« erzielten die Schweden im ersten Verkaufsquartal einen Nettoumsatz von 1,70 Milliarden SEK (150,28 Millionen Euro, minus 21,3 Prozent – währungsbereinigt minus 25,6 Prozent). In der Verkaufsregion »Americas« musste man ebenfalls einen zweistelligen Rückgang von 39,7 Prozent (währungsbereinigt 45,2 Prozent) auf 628 Millionen SEK (55,52 Millionen Euro) schlucken.
Es gab allerdings auch einzelne Ländermärkte, in der die Entwicklung positiv ausfiel. So hätten zum Beispiel vor allem die Taschenverkäufe in Südostasien, Japan und China im Vergleich zu einem schwachen Jahr 2022 erfreulich zugenommen. Sogar in Ländern, die der Ukraine nahestehen, stiegen die Verkäufe im Vergleich zum schwachen Vorjahr – wobei dabei anzumerken ist, dass diese nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine komplett zum Erliegen kamen.
Ausblick
Auch wenn Fahrrad-Händler in den letzten Monaten daran arbeiteten, ihre Lagerbestände abzubauen – sie sind laut Thule Group immer noch höher als sie es sich wünschen. Trotz dieser und anderer Herausforderungen sehen sich die Schweden gut gerüstet. Sie vertrauen sowohl ihrer Strategie als auch kommenden Produkteinführungen. Für das zweite Verkaufsquartal rechnet man allerdings noch mit schwachen Zahlen.
»Wir halten unbeirrt an unserer Wachstumsstrategie fest und sind überzeugt, dass der Trend zu einem aktiven Leben langfristig anhalten wird. Im Einklang mit unserer aggressiven Wachstumsstrategie werden wir im Frühjahr eine Reihe neuer Produkte auf den Markt bringen. Im Sommer werden wir unseren Einzelhändlern außerdem mehrere neue Produkte vorstellen, die im nächsten Frühjahr in den Geschäften erhältlich sein werden«, verspricht Thule Group-CEO und -President Magnus Welander.
Der wird wie bereits angekündigt im August 2023 als CEO zurücktreten und die Zügel an das derzeitige Thule-Vorstandsmitglied Mattias Ankarberg übergeben. Dazu noch einmal Welander: »Unsere gemeinsamen Bemühungen, zusammen mit anderen Mitgliedern der Geschäftsleitung einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen, machen gute Fortschritte.«
Text: Jo Beckendorff