Der deutsche E-Scooter-Startup Tier Mobility – laut eigenen Angaben »der führende europäische Anbieter von Lösungen für die Mikromobilität« – kündigte nach Abschluss einer erfolgreichen 60 Millionen US$-Finanzierungsrunde (53,74 Millionen Euro) an, seine aktuelle Pariser E-Scooter-Flotte nach und nach durch neue E-Scooter mit austauschbaren Batterien zu ersetzen. Damit sei man »der erste E-Scooter-Sharing-Anbieter weltweit, der ein Betriebsmodell auf Basis von austauschbaren Batterien einführt«. Was allerdings mit der gar nicht so alten Flotte passiert, wird nicht kommuniziert.
»Auswechselbare Batterien sind ein echter ökologischer Wendepunkt für die gesamte E-Scooter-Industrie. Als führender europäischer Anbieter sind wir stolz darauf, die ersten zu sein, die mit diesem Modell arbeiten. Dies ist ein großer Schritt nach vorne in unserer Mission, die Mobilität für immer zu verändern und in den nächsten 12 Monaten als Unternehmen völlig klimaneutral zu werden«, freut sich Tier Mobility-CEO und -Mitbegründer Lawrence Leuschner.
Mit diesem Schritt nimmt Tier Mobility auch als erster E-Scooter-Anbieter wachsende Kritiken den Wind, schlecht bezahlte sogenannte »Juicer« zum Aufladen der in der Stadt verteilten E-Scooter anzuheuern. Die mussten die E-Scooter in ihr Privatfahrzeug verladen und bei sich zu Hause aufladen. Zählt man die von den Juicern selbst gezahlten Benzin- und Stromkosten hinzu, ist von deren Lohn nicht viel übriggeblieben. Der liegt oftmals deutlich unter dem vom Gesetzgeber kommunizierten Mindestlohn.
In Paris sind zunächst 200 E-Scooter mit austauschbaren Batterien eingesetzt. Nach dem Start in Paris soll die gesamte Tier-Flotte schrittweise auf dieses neue Modell umgestellt werden.
Tier Mobility hat Paris und keine heimische Stadt für den ersten Modellwechsel mit austauschbaren Batterie ausgewählt, weil die französische Metropole zum Kristallisationspunkt für die gesamte europäische E-Scooter-Industrie geworden sei. In keiner anderen Stadt soll derzeit die Nachfrage rund um das Thema Mikromobilität bzw. E-Scooter so groß sein wie in Paris. In München arbeitet Tier zum Beispiel wie berichtet mit der dortigen Münchener Verkehrsgesellschaft MVG zusammen.
Das Brillante an dem neuen Betriebsmodell mit austauschbarer Batterie sei, »dass wir unseren Wartungs- und Servicelevel immer noch sehr hochhalten und er dabei mit einem System zur Verlagerung falsch geparkter Roller einhergeht. Ich möchte auch betonen, dass wir nicht mit Freelancern aus der Gig Economy arbeiten werden, sondern unsere Mitarbeiter auf der Grundlage fairer Arbeitsbedingungen beschäftigen«, erklärt Tier Mobility France-Geschäftsführer Alexandre Souter.
Tier Mobility ist mittlerweile mit seinen Miet-E-Scootern in über 40 Städten in 12 Ländern vertreten und beschäftigt über 350 Mitarbeiter. Mehr Info über www.tier.app.
Text/Foto: Jo Beckendorff