Im letzten Jahr hatte der RadMarkt über den am 19. September gestellten Insolvenzantrag des US-Spielzeug-Filialisten Toys,R’ Us nach Chapter 11 berichtet. Jetzt ist klar: Die erhoffte und bereits sechs Monate laufende Sanierung ist gescheitert. Gestern (15. März) gab das Unternehmen bekannt, das komplette Geschäft in der Heimat USA abzuwickeln bzw. zu liquidieren. Dem fallen »sämtliche 735 US-Filialen inklusive den Filialen in Puerto Rico« zum Opfer. Heißt auch: Circa 30.000 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Was diese Entscheidung für das internationalen Geschäft inklusive dem von Toys,R’Us Deutschland GmbH bedeutet, kann man derzeit nur erahnen: Auf jeden Fall nichts Gutes.
Laut Informationen auf der Webseite der deutschen Toys,R’Us-Firmenzentrale in Köln lenkt das US-Unternehmen weltweit 1.472 Filialen. Davon befinden sich 66 in Deutschland, 15 in Österreich und 10 in der Schweiz. Alleine in Deutschland beschäftigt der Spielzeug-Riese an die 1.800 Mitarbeiter. Wie es für die und das gesamte internationale Geschäft weitergeht, ist zum Zeitpunkt dieses Schreibens noch unklar.
Fakt ist, dass der auch Fahrradprodukte verkaufende Großfilialist laut Aussagen aus der US-Firmenzentrale in Wayne/New Jersey demnächst detaillierte Informationen über die weiterführende Reorganisation und Verkauf seines Geschäfts in Kanada sowie »den internationalen Aktivitäten in Asien und Zentral-Europa inklusive Deutschland, Österreich und der Schweiz« veröffentlichen wird. Über den Verkauf der weiteren internationaler Aktivitäten »in Australien, Frankreich, Polen, Portugal und Spanien würde man ebenfalls informieren.
Wichtig: Bis es so weit ist, würden alle Filialen auf dem internationalen Märkten weiterhin geöffnet sein und ihren Geschäften nachgehen (RadMarkt-Anmerkung: zumindest für die kommenden 60 Tage). Mit einer Ausnahme: Die etwa 100 Toys,R’Us-Filialen im Vereinigten Königreich. Auch dort wurde die Abwicklung des Filialgeschäfts eingeleitet.
Wie die Toys,R’Us-Deutschland GmbH betrifft, befindet man sich nun emsig auf der Suche nach einem Käufer. Branchenkenner bezweifeln allerdings, dass sich da so schnell jemand finden wird.
»Ich bin sehr enttäuscht«, meldet sich der Toys,R’Us-Vorsitzende und CEO Dave Brandon in einer gestern veröffentlichten Pressemeldung zu Wort, »aber wir haben nicht mehr die finanzielle Unterstützung, um unser US-Geschäft weiterzuführen.« Eine Einigung mit den Gläubigern sei gescheitert. Zudem wird in der Presseerklärung auch noch angefügt, dass man nun zusammen mit seinen Beratern emsig daran arbeiten würde, »die Auswirkungen der Geschäftsaufgabe in den USA für das kanadische und sonstige internationale Geschäft zu minimalisieren«.
Was das Toys,R’Us-Aus im 70. Jahr seines Bestehens für die Fahrradbranche bedeutet? Fakt ist: Es betrifft sie auch. Allerdings nicht die Marken-, sondern die Massenanbieter. Der Cycling Sports Group (CSG) und Pacific Cycle lenkende Mischkonzern Dorel Industries Inc. hatte zum Beispiel schon in seinem Geschäftsbericht des vierten Quartals 2017 berichtet, dass ihn die Toys,R’Us-Insolvenz nach Chapter 11 schwer getroffen habe. Die den Massenmarkt anfahrende Pacific Cycle Group hatte unter anderem Toys,R’Us beliefert. Dieser Großkunde fällt nach heutigem Stand und langem Bangen komplett heraus.
Text: Jo Beckendorff