Trek Group schluckt Electra Bicycle Company

„Marktführer im Bereich Performance trifft auf Marktführer im Bereich Lifestyle“ – so lässt sich die gleich zu Beginn des neuen Jahres eintrudelnde Übernahme-Meldung aus den USA vielleicht am besten kommunizieren: Soeben gab Nordamerikas größter Fahrradanbieter Trek Bicycle Group – unter anderem auch Mutter des altehrwürdigen deutschen Fahrradproduzenen Diamant Fahrradwerke GmbH in Hartmannsdorf bei Chemnitzbekannt, den im kalifornischen Vista ansässigen Anbieter Electra Bicycle Company, LLC übernommen zu haben. Über den Kaufpreis wurden leider keine Angaben gemacht…

Der im Jahre 1993 gegründete und damals als reine Cruisermarke durchstartende Anbieter Electra hat deutsche Wurzeln. Schließlich waren es die beiden Berliner Benno Baenziger und Jeano Erforth, die mit der lifestyligen Cruisermarke loslegten und dann ihren (Surf-)Traum vom Leben in Kalifornien verwirklichten. Ohne dieses Duo hätte es in den USA sicherlich kein Cruiser-Revival gegeben.
Unter dem Gründerduo entstanden aber auch weitere wegweisende Modelllinien (Amsterdam, Ticino, Townie). Mit den neuen Modellen im Rücken wandelte sich auch schnell das Bild der reinen Cruiser- zur lifestyligen Alltagsrad-Marke. Besonders schnell wuchs das Unternehmen in seiner Wahlheimat USA, wo das Thema Alltagsrad bisher immer eine im Vergleich zum Sportrad geringfügige Rolle gespielt hatte.
Um das Wachstum überhaupt noch lenken zu können, stieg 2007 die Beteiligungsfirma Caltius Equity Partners ein. Sie holte ein Jahr später den US-Branchenprofi Skip Hess an Bord. 2009 stieg Erforth aus dem Tagesgeschäft aus. Baenziger folgte 2011. Beide Gründer hielten allerdings noch Firmenanteile und einen Sitz im Firmen-Vorstand.
Während das Geschäft in der Heimat gut lief war man anfangs in Europa nicht so erfolgreich. Deshalb gründeten die Kalifornier 2009 eine Europa-Tochter mit Sitz in Hamburg. Geschäftsführer Axel Kedenburg und sein mittlerweile auf über 15 Mitarbeiter gewachsenes Team gaben den jeweiligen Landesimporteuren mehr Unterstützung. Somit wuchs auch kontinuierlich das Geschäft auf dem alten Kontinent.
Mit dem größten US-Bikeanbieter Trek Group im Rücken will Electra Group international weiter wachsen. Dabei setzen beide Seiten vor allem auf die hinter Trek Group stehende „große Geschäftserfahrung und Expertise in Vertrieb und Logistik für größtmögliche Effizienz“. Welche Synergien künftig genau greifen werden, wird derzeit diskutiert.
Worauf aber auch Wert gelegt wird: Sowohl die unter Hess laufende Electra-Zentrale in Vista als auch deren Tochter Electra-Europe mit Geschäftsführer Kedenburg in Hamburg sollen bestehen bleiben. „Electra Produktentwicklung und globales Marketing werden weiterhin aus dem globalen Hauptquartier in Vista/Kalifornien kommen. Electra europäischer Vertrieb und Marketing werden weiterhin aus dem EU-Hauptquartier in Hamburg geführt“, heißt es in einer ersten Pressemeldung aus von Electra-Europe. In diesem Zusammenhang verweist deren Marketing Director Nicola Bowen auch darauf, daß Trek auch von Electra einiges lernen kann. Dabei verweist sie nicht nur auf das Lifestyle-Image der Electra-Alltagsräder, sondern auch auf das gut aufgestellte Merchandising-System für Electras trendige Parts und Accessoires-Range. Somit handelt es sich bei diesem Deal wohl um eine Win-Win-Situation.
Übrigens: In der in dieser Woche erscheinenden Januar-Ausgabe hat der RadMarkt eine ausführliche Story über die außergewöhnliche Entwicklung von Electra Bicycle Company in Russland veröffentlicht. Sie zeigt exemplarisch, welches Potential in dieser lifestyligen Alltags– und Freizeitrad-Marke noch stecktvor allem auf neuen Märkten.

Text: Jo Beckendorff, Foto: Electra Bicycle Company

 

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