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Trotz Insolvenz: Donauer-Geschäftsbetrieb läuft weiter

Die Donauer Solartechnik Vertriebs GmbH – laut Eigenangabe „einer der größten Photovoltaik-Systemanbieter Europas“ – hat bereits am 7. Oktober beim Amtsgericht Weilheim einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eingereicht. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Oliver Schartl von der Münchener Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen bestellt. Wichtig: Der Geschäftsbetrieb läuft derzeit im vollen Umfang weiter

Donauer Solartechnik ist mit einem eigenen Geschäftsbereich E-Mobility im Markt, der unter anderem den netzunabhängigen „Donauer Solar Bikeport“ als klimaschonende Versorgungslösung für E-Zweiräder anbietet. Des Weiteren ging mit der E-Bike World GmbH eine Schwestergesellschaft aus dem in Gilching bei München ansässigen Unternehmen hervor, die sich auf den Verkauf von E-Bikes, Pedelecs und Zubehör spezialisiert hat (www.e-bike-world.com).
E-Bike World ist nicht nur ein virtuelles Shop-Portal, sondern hat in Gilching auch ein stationäres Geschäft, in dem sich Kunden beraten lassen und E-Bikes persönlich testen können. Wie dem RadMarkt von Donauer Solartechnik bestätigt wurde, ist die E-Bike World nicht von der Donauer-Insolvenz betroffen. Allerdings sollen die dortigen Verkäufe laut Brancheninsidern derzeit auch nicht ganz die Zahlen erfüllen, von denen man einmal ausgegangen war.
Zum Zeitpunkt dieser Recherche konnte der RadMarkt Insolvenzverwalter Schartl nicht persönlich zur Donauer-Insolvenz erreichen. Gegenüber dem PV Magazine Deutschland äußerte er sich allerdings positiv, „den Geschäftsbetrieb im Rahmen einer übertragenden Sanierung zu erhalten“. Die Gehälter der aktuell circa 90 Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld bis Ende des Jahres gesichert. Eine Weiterführung des Geschäftsbetriebs sei allerdings „nicht ohne Abbau von Arbeitsplätzen möglich“. Die im Vorfeld der Insolvenz geführten Gespräche mit Investoren wurden wieder aufgenommen und derzeit weitergeführt.
Mit Blick auf die Insolvenz fährt Donauer Solartechnik schweres Geschütz auf. Laut einer Pressemitteilung des Unternehmens nimmt „die Gemeinde Gilching die Insolvenz von Donauer Solartechnik billigend in Kauf“.
Hintergrund: Weil „das Unternehmen nicht allein in einem von politischer Seite negativ beeinflussten Solarmarkt überleben kann“, habe man schon vor geraumer Zeit damit angefangen, „nach Möglichkeiten zu suchen, um eine stabile Neuausrichtung einzuschlagen sowie die 90 Arbeitsplätze zu sichern und langfristig zu erhalten“. Daher hat man laut Donauer-Solartechnik-Geschäftsführer Spencer Hippe seit Monaten „hart an einer Firmenfusion mit einem starken Partner gearbeitet“.
Haken an der Sache: Für diese anvisierte und bereits spruchreife Firmenfusion wäre die Veräußerung der Gilchinger Firmenimmobilie notwendig gewesen. Nur so wäre wieder „Liquidität für das operative Geschäft zu erhalten und auslaufende Bankenfinanzierungen zu ersetzen“ gewesen. Darüber wäre der Gemeinderat bereits im April 2013 erstmals informiert worden. Da der Gemeinde – und jetzt wird es verzwickt„auf vertraglicher Grundlage ein Rückerwerbsrecht und eine Aufzahlungsverpflichtung zusteht“, kann Donauer Solartechnik ohne Zustimmung der Gemeinde nicht verkaufen.
„Donauer war dabei auch bereit, über das übliche Maß hinaus zu kooperieren, damit auch für die Gemeinde kein Nachteil entstehen kann“, heißt es in einer Firmenverlautbarung. Unter anderem sei dem Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter auch darüber in Kenntnis gesetzt worden, „dass eine Lösung bis zum 1. Oktober gelingen“ müsse. So platzte am 1. Oktober auch ein Notar-Termin, der zur Vertragsunterzeichnung der Fusionspartner vereinbart worden war. Was fehlte: Die finale Zustimmung des Gemeinderats zum Verkauf der Firmenimmobilie. So kam es letztendlich zur Insolvenz.
Selbst eine kurzfristig einberufene Sondersitzung des 24-köpfigen Gemeinderats, an der Vertreter von Donauer nicht teilnehmen und sich somit auch nicht erklären durften, brachte keine Lösung. Laut Donauer wurde lediglich beschlossen, an diesem Tag nichts zu beschließen. Und das obwohl dem Gemeinderat die Dringlichkeit bewusst gewesen wäre und man „in den letzten Jahren einen mehrstelligen Millionenbetrag an Gewerbesteuer gezahlt hat“.
Die circa 90 Mitarbeiter von Donauer würden das Verhalten der Gemeinde Gilching als „Schlag ins Gesicht“ empfinden. O-Ton Firmengesellschafter Rudolf Donauer: „Eine Schadensersatzklage wird angestrebt. Mir fehlen die Worte zu einem derart unprofessionellen politischen Verhalten seitens der Gemeinde.“ Die Sanierung und die Fortführung der 17-jährigen Firmengeschichte ist aus Sicht von Donauer „an der Gilchinger Rathaustür gescheitert, der härtesten Tür für das heimische Gewerbe“.
Ohne mit der Gegenseitedem Gemeinderat Gilchinggesprochen zu haben, dafür aber mit einigen Branchenteilnehmern, fällt allerdings auch Folgendes auf: Der Einstieg in das E-Bike-Geschäft ist für Branchenneulinge, die auf den aktuellen E-Boom aufspringen wollen, nicht so einfach wie oftmals angenommen. Vielen Branchen-Newcomer fehle es – so ein in diesem Zusammenhang nicht genannt werden wollender Brancheninsider„einfach die Tuchfühlung zum Markt“. Das ist wiederum eine gute Nachricht für alle Branchenteilnehmer.

Text/Foto: Jo Beckendorff

 

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