Der fast 100-jährige traditionelle Pflegemittel-Hersteller – genauer gesagt Sportoberflächen-Beschichtungsspezialist – Holmenkol AG aus Ditzingen hat bereits am 22. Juni Insolvenz beim Amtsgericht Ludwigsburg angemeldet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Stuttgarter Rechtsanwalt Dr. Volker Viniol bestellt. Kurz vor der Insolvenz kam die Produktion wegen fehlender Materialversorgung zum Erliegen. In der nächsten Woche (zweite Juli-Woche) wird sie unter der Regie des Insolvenzverwalters wieder angefahren.
Vor einigen Jahren hatten die Ditzinger – laut eigenen Angaben der älteste Skiwachs-Hersteller der Welt – ihren Produktbereich um Fahrrad-Pflegemittel erweitert. Um die Holmenkol Bike Line mit innovativer Nano-Technologie auch gezielt an den Fahrrad-Fachhandel verkaufen zu können, setzt man seit 2005 in der DACH-Region auf die Shimano-Importeure Paul Lange & Co. (D), Thalinger Lange GmbH (A) und Fuchs-Movesa (CH).
Gesellschafter der Holmenkol AG sind Nanogate AG und Nanostart AG. Die Namensgemeinsamkeit ist laut Insolvenzverwalter Viniol reiner Zufall. Anfang 2007 erhöhte die an der Börse gehandelte Nanogate AG – laut eigenen Angaben „ein international führendes, integriertes Systemhaus für Hochleistungsoberflächen“ – ihre Holmenkol-Beteiligung auf 30 Prozent und baute diese dann weiter aus. Ende 2011 gab Nanogate AG aber bekannt, ihren Anteil an den Ditzingern wieder auf eine Minderheitsbeteiligung von knapp unter 50 Prozent zu reduzieren („50 minus 1“).
Den Mehrheitsanteil („50 plus 1“) an Holmenkol hält das sich auf Startup-Beteiligungen setzende Venture-Capital-Unternehmen Nanostart AG. Beide Unternehmen – Nanogate AG und Nanostart AG – hatten bereits eine Wertberichtigung ihrer Holmenkol-Beteiligung vorgenommen.
Kurz nach der Holmenkol-Insolvenz gab die in Göttelborn ansässige Nanogate AG bekannt, daß man den (Holmenkol-)Beteiligungsbuchwert sowie Forderungen und Ausleihungen „im Gesamtvolumen von rund 3,5 Millionen Euro bereits zum 31. Dezember 2011 auf Null“ abgewertet hätte. Und aus der Heimerdinger Nanostart-Zentrale hieß es am 25. Juni, daß man aufgrund aktueller Entwicklungen eine außerplanmäßige Wertberichtigung an der Holmenkol-Beteiligung vorgenommen hätte: „Sowohl die Beteiligung als auch Darlehen gegenüber dem Unternehmen werden vollständig abgewertet. Die Wertberichtigung beläuft sich auf rund 4 Millionen Euro. Die Nanostart AG rechnet auch in Zukunft nicht mit einer positiven Wertentwicklung.“
Laut Insolvenzverwalter Dr. Volker Viniol würde die kurz vor der Insolvenz und aufgrund fehlender Materialversorgung zum Stehen gekommene Produktion in der kommenden Woche wieder hochgefahren. Viniol hat dafür gesorgt, daß „Produktionsgeld“ vorhanden ist und alle Produktionsfaktoren wieder ineinander greifen. Viniol sieht die Sache optimistisch: „Es wird weiter gehen. Die Akzeptanz des bestehenden Kundenstamms ist sehr hoch. Da ziehen alle mit. Bisher haben sich zehn Interessenten gemeldet. Nun gilt es zu sondieren.“
– Jo Beckendorff –