Seit letztem Dienstag (25. Mai) können interessierte Anleger erstmals über einen laut Eigenangaben »ersten Fahrradindex der Welt« ein darauf basierendes Zertifikat zeichnen, das sich auf den derzeit boomenden Fahrrad- und E-Bike-Markt konzentriert. Das geplante Datum für die Erstnotierung an der Börse Frankfurt Zertifikate ist der 21. Juni. 10 Prozent der jährlichen Gebühren dieses sogenannten »BeneFaktorZertifikat Bike« fließt als Spende direkt an die 2005 von SRAM-Mitbegründer Frederik K. Day und seiner Frau Leah Missbach Day gegründete internationale Fahrrad-Hilfsorganisation World Bike Relief (WBR).
BeneFaktorZertifikate ist eine von dem Stuttgarter Finanzdienstleister Dauberthaler & Cie. GmbH zusammen mit dem Züricher Derivaten-Spezialisten Leonteq AG gestartete Produktreihe, die als sogenannte »gemeinwohlorientierte Zertifikate mit einer automatischen Spende an einem vorab definierten guten Zweck« verbindet.
Laut Anbieter sind es die ersten »Spendenzertifikate« im Investment- und Finanzbereich, die Philanthropie (= systematisches Senden) und Impact-Investing (= themenorientiertes Investment) für alle Anleger ermöglichen und diese mit gesellschaftsrelevanten und zukunftsweisenden Inhalten sowie einer transparenten Umsetzung versehen.
Die hinter BeneFaktor stehenden Finanzdienstleister sprechen in diesem Zusammenhang auch gerne von einer »Demokratisierung von Philanthropie und Impact Investing«.
Um innerhalb der markenrechtlich geschützten Produktreihe BeneFaktor auch erstmals in den Sektor Fahrrad und E-Bike investieren zu können, hat oben genanntes Duo zusammen mit Index-Dienstleister Lixx GmbH (alias Lixx Index Innovation) unter dem Namen »BeneFaktorIndex Bike« einen aus derzeit 20 ausgesuchten Unternehmen bestehenden Fahrradindex zusammengestellt (die aktuelle Zusammensetzung siehe 1. Bild unten). Auf diesem jungen Index basiert das derzeit bei der Commerzbank AG-Tochter Comdirect als Investmentprodukt zu Zeichnung angebotene Fahrrad-Zertifikat »BeneFaktor Zertifikat Bike« (WKN: BENE02, ISIN: DE000A2QPFM2).
Alles tutto bene
Laut Daubenthaler & Cie.-Mitbegründerin und Geschäftsführerin Martina Daubenthaler ist die Idee eines ersten Fahrrad-Indexes und -Zertifikats in der Börsenwelt schon älter: Wir haben die Idee schon länger, aber nicht die Börsenwelt. Uns hat es gewundert, dass es da tatsächlich nichts gibt. Zumindest ist noch nie einer in Umsetzung gegangen.« Erst jetzt, nachdem das Thema Fahrrad und E-Bike unter anderem auch durch Corona noch einmal einen gehörigen Turbo-Boost bekommen hat, wird ein diesbezügliches Investmentprodukt zum Leben erweckt.
Die Grundidee ist simpel: warum gibt es im Sektor Mobilität zwar mehrere Automobil-Aktienindizes, aber keinen Fahrradindex? Immerhin gibt es doppelt so viele Fahrräder wie Autos auf der Welt. »98 Prozent der Deutschen können Fahrradfahren, es gibt fast 80 Millionen Fahrräder in Deutschland, Fahrräder sind das meistgenutzte Verkehrsmittel der Welt, Fahrradfahren liegt im Trend, die Branche boomt – aber es gibt bislang kein Investmentprodukt zu diesem Thema«, heißt es aus der Stuttgarter Daubenthaler & Cie.-Zentrale.
Gemeinwohlorientiertes Zertifikat
Der BeneFaktorIndex wird zweckkonform zusammengestellt, so dass alle Anleger mit ihrem Investment sicher sein können: »Sie unterstützen den guten Zweck nicht nur mit einer Spende, sondern auch im Sinne eines Impact Investing. BeneFaktor-Produkte greifen gesellschaftlich relevante Zukunftsthemen auf und bilden diese als Investment ab: Gleichberechtigung und Diversität ebenso wie Klima-, Umwelt-, Tier- und Naturschutz, Lifestyle-Themen, Sport, Kultur und vieles mehr.«
Geld verdienen und Gutes tun – geht das überhaupt?
Dass es bei so einem »alternativen Anlageangebot« nicht immer einfach ist, alles »auf Gutmensch« umzustellen, ist klar. Ein Blick auf den aktuellen Index zeigt zum Beispiel, dass darin unter anderem Garmin und Vista Outdoor geführt werden.
Garmin lebt unter anderem sehr gut von Produktverkäufen an das Militär. Vista Outdoor Group (u.a. Mutter von Bell, Camelbak und Giro) war hingegen im letzten Jahr nach diversen Schießereien in einigen Schulen in den USA in den Fokus von Boykott-Aufrufen einheimischer Waffengegner gekommen. Der Boykott-Druck führte zwar zum Verkauf des größten Jagdbüchsen und Schrotflinten-Herstellers Savage Arms. Das Munitionsgeschäft wurde allerdings nicht nur behalten, sondern mit der letztjährigen Übernahme der Munitions-Herstellungsanlagen des in die Insolvenz geschlitterten Schusswaffen- und Munitions-Herstellers Remington Outdoor Company Inc. (ROC) ausgebaut.
Auf der anderen Seite sind aber auch Unternehmen wie Continental dabei, deren Fahrradumsatz im Vergleich zum Gesamtumsatz wenn überhaupt dann nur einige winzige Prozentpunkte ausmachen.
Dem ist sich Daubenthaler, deren Familie auch im Fahrradhandel aktiv ist, durchaus bewusst. Mit Blick auf Conti verweist sie auf den Markennamen, der auch in der Fahrradwelt einen durchaus klangvollen Namen hat. Was Garmin und Vista Outdoor betrifft, bestätigt sie gegenüber dem RadMarkt, dass bei so einem Zertifikat generell »eine Schmutzgrenze von ein paar Prozent« immer mit dabei sei.
Überwachsungsmechanismen wägen ab
Deshalb müsse man immer ein achtsames Auge darauf haben – und gegebenenfalls reagieren bzw. umschichten. Dafür würde auch schon die Fahrrad-Entwicklungshilfe-Organisation WBR sorgen, die von dem »BeneFaktorZertifikat Bike« mit der bereits oben erwähnten jährlichen Gebührenspende von 10 Prozent bedacht werden soll. Auch die würde genau darauf achten, von wem sie ihre Spenden erhält. Spenden von Unternehmen, die den Interessen ihrer Entwicklungsarbeit konträr gegenüberstehen, würden sicherlich nicht angenommen.
Mehr Informationen zum hinter BeneFaktor stehenden Finanzdienstleister Daubenthaler & Cie über www.daubenthaler-cie.de.
Mehr Details zum »BeneFaktorIndex Bike« und dem darauf basierendem »BeneFaktorZertifikat Bike« gibt Daubenthaler & Cie-Mitbegründer und -Geschäftsführer Alexander Berger auch per YouTube-Video über diesen Link.
Daten über das zu zeichnende Zertifikat seit Index-Vorlauf Mitte Februar 2021 bis heute über diesen Lixx-Link.
Text: Jo Beckendorff, Graphiken: 1x BeneFaktor, 2x Daubenthaler & Cie.