Anfang April hatte der vor allem in Deutschland umstrittene Fahrgast-Dienstleister Uber in seiner Heimat USA Landsmann und Mietrad-System-Startup Jump übernommen. Überraschend war dieser Deal nicht: hatte man doch bereits im Januar gemeinsam Uber Bike vorgestellt. Während über den Kaufpreis keine Angaben offiziell bekannt gegeben wurden – Branchenquellen sprechen von 200 Millionen US$ (circa 170 Millionen Euro) -, ist jetzt einiges über die Zukunft unterm Uber-Dach zu erfahren. Auf der vom 6. bis 7. Juni laufenden NOAH Conference Berlin 2018 – laut Eigenangaben »das führende Branchen-Event der europäischen Internet- und Digitalwirtschaft« – startete Uber-Chef Dara Khosrowshahi eine Charmeoffensive: Dort gab er unter anderem bekannt, dass Uber als Mobilitätskonzern künftig auch E-Bikes verleihen wird. Während Jump mit seinem stationslosen E-Mietrad-Geschäft bereits in vier U.S-Metropolen im Markt ist, sollen in diesem Sommer ein fünftes und sechstes folgen: Einer in Providence/Rhode Island – und eines in Berlin. Die deutsche Hauptstadt soll aber in Europa nur der Anfang sein.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist der umstrittene Vermittler von Taxis und Mietwagen mit Chauffeur in Deutschland nur in Berlin und München aktiv. Mit den im Juni folgenden Mieträdern in der deutschen Hauptstadt will der seit Herbst letzten Jahres amtierende Uber-Chef Dara Khosrowshahi den neuen Uber-Kurs setzen. Heißt: Uber soll zu einer App ausgebaut werden, die verschiedenste Verkehrsmittel empfiehlt. Vor der NOAH Conference-Location Berliner Tempodrom musste er sich allerdings zuerst einmal von protestierenden Taxi-Fahrern empfangen lassen.
Neben Jump E-Bikes soll in Berlin aber auch eine E-Autoflotte unter dem Markennamen Uber Green loslegen. Somit soll der kritisch beäugte U.S.-Fahrten-Dienstleister nicht nur »grün«, sondern auch zu einem Mobilitäts-Dienstleister aller Art umgekrempelt werden, der über seine ausgeweitete App dann auch Angebote öffentlicher Nahverkehrsmittel verkauften will. Dazu Khosrowshahi: »Autos werden für uns die gleiche Rolle spielen wie einst Bücher für Amazon.« Heißt: Es soll noch viel mehr folgen.
Das stationslose Mietrad-System Jump in Berlin ist nur der Anfang. Mit wie vielen E-Bikes man dort allerdings loslegen will, wurde bisher nicht bekannt gegeben. Und welche Chancen Jump in Zeiten uneingeschränkter (Billig-)Mitrad-Flut aus Asien in Deutschland und Europa überhaupt hat bleibt abzuwarten. Das Image stationsloser Mietrad-Systeme ist derzeit stark angekratzt.
Auf der anderen Seite gibt es allerdings noch nicht viele Mietrad-Anbieter, die mit E-Bikes loslegen. Vielleicht ist das die Chance gegenüber der auf konventionelle (Billig-)Bikes setzende stationslose Mietrad-System-Flut aus Asien.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: Jump