Laut Rad Power Bikes-CEO Phil Molyneux haben er und sein Team sich in den letzten Monaten – »um sicherzustellen, dass wir auf einem erfolgreichen Weg sind« – das weltweite Geschäft analysiert und einer gründlichen Bewertung unterzogen: »Nach einer umfassenden Prüfung möglicher Szenarien wurde deutlich, dass wir unser Geschäft in Europa schließen und unsere Ressourcen und Bemühungen auf das Wachstum unseres nordamerikanischen Geschäfts konzentrieren müssen, um unseren Wettbewerbsvorteil zu erhalten und langfristig erfolgreich zu sein.«
Sechs Jahre nach der Eröffnung einer Europa-Zentrale in den Niederlanden wird diese geschlossen. Bis zum Jahresende werden rund 40 Mitarbeiter entlassen. Außerdem wird das in Seattle ansässige Unternehmen seine E-Bikes ab 2024 nicht mehr an Kunden in Großbritannien und der Europäischen Union verkaufen.
Momentan und in den nächsten Monaten wird allerdings alles wie gewohnt weiterlaufen. »Wir stehen dir für Probefahrten, Fragen und Serviceleistungen zur Verfügung und haben einen großen Vorrat an unseren preisgekrönten E-Bikes auf Lager. Außerdem kannst du weiterhin Reparaturen bei unseren Servicepartnern durchführen lassen, die auf unserer Website aufgeführt sind. Bei Fragen oder Problemen steht dir auch weiterhin unser Online-Hilfezentrum zur Verfügung«, heißt es auf der Europa-Seite der D2C-Branchengrösse.
Dass Rad Power Bikes künftig kleinere Brötchen backen muss, wurde bereits nach Entlassungen mehrerer Angestellter in den USA befürchtet. In der Heimat gab es in den letzten Monaten viel Gegenwind. Weil Rad Power E-Bikes seine Produkte als Direktanbieter ohne angemessene Warnhinweise ausliefert, machen ihm nun eine Welle von Schadensersatz-Klagen seitens heimischer Rad Power Bikes-Nutzer, die zum Beispiel gestürzt sind und sich dabei verletzten, zu schaffen. Außerdem hat der nordamerikanische E-Bike-Markt derzeit auch mit Warenüberhängen und einem vorsichtigen bzw. eher zurückhaltenden Konsumentenverhalten zu kämpfen.
In Europa kam es neben einem großflächigen Cargobike-Rückruf auch noch zu Kritik an den vor allem von (Essens-)Lieferdiensten gern genutzten breitpellig bereiften Kompakträdern, die anscheinend manchmal die in Europa geltende Pedelec-Geschwindigkeitsmarke von 25 km/h angeblich überboten haben sollen. Ob dem tatsächlich so ist bzw. war, ist eine andere Frage. RadMarkt-Anmerkung: in den USA gilt eine Pedelec- und E-Bike-Höchstgeschwindigkeits-Marke von 20 Meilen/h (= 32,2 km/h).
Text: Jo Beckendorff