US-Fahrrad-Fachhandel am Scheideweg?

Wie schon in den Vorjahren war die Interbike 2007 in Las Vegas auch Anlass für einen Townley-Vortrag. US-Branchenkenner Jay Townley erläuterte, wie es um die heimische Fahrradbranche steht. Sein Credo: Der Fahrrad-Fachhandel muss, um auch im 21. Jahrhundert überleben zu können, radikale Veränderungen vornehmen.

Die US-Fahrradbranche konnte in den letzten acht Jahren nicht mit dem Wachstum der heimischen Wirtschaft mithalten, so Townley. Der Umsatz des US-Fahrradmarktes stagniere wertmäßig seit zwei Jahren. Für 2007 werden 3,7 Prozent plus hochgerechnet. Es gebe keine Impulse für neues Wachstum, eher erwarte den Markt in den kommenden drei Jahren eine leichte Erosion.

Townley weiter: »Laut NSGA-Statistik hat sich der Anteil der Fahrrad-Fahrer seit 14 Jahren Schritt für Schritt verringert.« Waren es 2005 noch 43,1 Millionen aktive Radler, sind es ein Jahr später nur noch 35,6 Millionen gewesen. Um die Bevölkerung wieder mehr aufs Rad zu bekommen, müsse die Branche unbedingt verstärkt über neue Strategien nachdenken.

Das erste Halbjahr 2007

Die Fahrradimporte liegen derzeit bei über 99 Prozent der Inlandsanlieferung. Alleine im ersten Halbjahr 2007 waren das 9,145 Millionen Einheiten. Das entspricht gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres einem Plus von 5,1 Prozent. Der Umsatz lag bei geschätzten 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro. Immerhin leicht gestiegen sei der Durchschnittspreis: Er wuchs gegenüber dem vergleichbaren Vorjahres-Zeitraum 01 – 06 um 4,7 Prozent auf 58,31 US-Dollar.

Der US-Fahrrad-Fachhandel hat auch 2007 wieder eine Nullrunde gedreht. Sein Marktanteil beträgt 16 bis 17 Prozent. Das entspricht 3,1 bis 3,2 Millionen verkauften Fahrrädern. Die gute Nachricht: Der erzielte Durchschnittspreis für ein über den Fachhandel verkauftes Fahrrad lag bei rund 430 US-Dollar. Andererseits haben 2007 wieder 150 Fahrrad-Fachhändler dicht gemacht. Bleiben noch 4.450.

Townley: »Sie als Fachhandel müssen wieder mehr konsumenten- und weniger produktorientiert arbeiten. Customer-Service ist das wichtigste Gut, das Sie im Wettbewerb mit anderen Vertriebswegen in der Hand halten!« Die Ansprüche der Konsumenten nehmen weiter zu. »Die Antwort für den Fahrrad-Fachhandel liegt definitiv darin, seinen Kunden eine neue Einkaufserfahrung zu schaffen, die auf echte Serviceleistungen setzt. Nur so wird der Fachhandel gegenüber seinen Mitbewerbern punkten«, macht Townley klar.

Des Weiteren wirbt Jay Townley dafür, sich in bestimmten Organisationen zusammenzuschließen: »Treten Sie der NBDA (Natiomal Bicycle Dealer Association) oder anderen Fahrrad-Fachhandels-Organisationen bei! Zudem sollten wir gemeinsam eine eigene Fachhandels-Schulung aufbauen, die dazu dient, alle Aspekte der Führung eines erfolgreichen Fahrrad-Fachgeschäfts zu beleuchten.« Dabei ginge es um Themen wie Umwelt, Wellness für Senioren, Kinder und Familien, Fahrrad-Knowhow sowie die Schaffung einer echten Fahrrad-Infrastruktur. Der Fahrrad-Fachhandel brauche eine gut funktionierende Lobby, die sich auch gegenüber der Politik für das Produkt Fahrrad stark macht.

Tipp zum Schluss: »Bieten Sie Ihren Kunden wöchentliche Fahrradtouren für alle Konditionsstufen und Altersgruppen an! Unterstützen Sie den nächst gelegenen lokalen Fahrradclub! Bieten Sie Reparaturkurse an! Nehmen Sie an Sicherheits-Programmen in den örtlichen Schulen teil, bei denen es auch ums Fahrrad geht! Kurz: Machen Sie Ihren Laden innerhalb ihres Viertels zur eigenen Marke!«

– Jo Beckendorff –

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