Das börsennotierte U.S.-Unternehmen Callaway Golf Company will den deutschen Outdoor-Anbieter Jack Wolfskin Ausrüstung für Draussen GmbH & Co. KGaA von deren bisherigen Gesellschaftern – darunter die Finanzinvestoren Bain Capital Credit Gruppe, H.I.G. Bayside Capital und CQS – komplett übernehmen. Letzten Donnerstag (29. November) wurde ein diesbezüglicher Vertrag unterschrieben, laut dem die Übernahme bis Ende des ersten Quartals 2019 »und vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Aufsichtsbehörden und anderer üblicher Abschlussbedingungen« abgeschlossen werden soll. Der Kaufpreis wurde auf gute 418 Millionen Euro »oder rund 476 Millionen US$ bei einem Wechselkurs von 1,140 Euro zum US-Dollar vorbehaltlich bestimmter Kaufpreisanpassungen« festgesetzt.
Für Callaway – immerhin die Nummer Eins im heimischen Golf-Markt – ist der jetzt abgeschlossene Übernahme-Vertrag der seit 2017 dritte und größte. Und wird von dem kalifornischen Unternehmen mit Sitz in Carlsbad nach den letztjährigen Übernahmen von TravisMathew LLC (Herrenbekleidung) und Ogio International Inc. (Golf, Reise- und sonstige Taschen und Rucksäcke) als Teil des Eintritts in den Premium-Active-Lifestyle-Bereich gesehen.
»Wir freuen uns sehr, die Marke Jack Wolfskin im Callaway-Portfolio zu begrüßen. Jack Wolfskin ist eine Premium Outdoor-Marke mit einer enormen internationalen Reichweite. Jack Wolfskin ist eine führende Marke auf dem europäischen Markt und hat eine starke Präsenz in China. Die Marke hilft Callaway auch, seine Position im wachstumsstarken Active-Lifestyle-Bereich auszubauen«, erklärt Callaway-President und CEO Chip Brewer. Um dann auch fortzufahren, dass man »mit dem großartigen Führungsteam von Jack Wolfskin unter der Leitung von CEO Melody Harris-Jensbach« zusammen arbeiten werde, »um das Wachstumspotenzial dieser Marke zu maximieren«. Zudem habe Callaway eine starker Markenpräsenz in den USA und in Japan, die Jack Wolfskin »weitere Chancen für internationales Wachstum« ermöglicht.
Jack Wolfskins größte aktuelle Eigentümer sind die Gesellschaften bzw. Finanzinvestoren Bain Capital Credit Gruppe, H.I.G. Bayside Capital, CQS, Avenue Capital Group und Blue Mountain Capital Management. Zusammen halten sie seit Mitte letzten Jahres mehr als 67 Prozent der Jack Wolfskin-Anteile in ihren Händen. Die hatten sie 2017 von US-Investor Blackstone Group übernommen. Der war wiederum seit 2011 Eigentümer des deutschen Outdoor-Anbieters gewesen. Der letztjährige Verkauf an eine Gruppe von Hedgefonds wurde damals – Jack Wolfskin befand sich in einer echten Finanzkrise – laut Tageszeitungsberichten quasi erzwungen. Durch den Verkauf verlor Blackstone auf einen Schlag seinen kompletten Eigenkapital-Einsatz in Höhe von mehr als 300 Millionen Euro.
Damals befand sich Jack Wolfskin nach Jahren des konstanten Aufstiegs erstmals in einem Tal. Die eingestiegenen Finanzinvestoren hielten ihre Beteiligung zusammen mit zehn weitern Fonds über eine gemeinsame Holding-Gesellschaft mit Sitz in Luxemburg. Sie waren zunächst als Gläubiger eingestiegen, hatten es aber von vornherein auf einen Tausch der Schulden in Eigenkapital abgesehen. Ihre damals ausgegebene Strategie war es, Jack Wolfskin nach einem besseren Geschäftsverlauf in einigen Jahren »mit Gewinn an einen Käufer aus der Textil- oder Sportbranche weiterreichen zu können«. Diese Rechnung scheint nun – wo Jack Wolfskin unter Führung der 2014 als CEO eingestiegenen Melody Harris-Jenbach wieder richtig in die Spur gekommen ist, aufzugehen.
Dazu Melody Harris-Jenbach: »Unser Dank gilt unseren Gesellschaftern für ihren Einsatz und ihre Unterstützung in den letzten 18 Monaten, die zu einer produktiven Partnerschaft und einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2018 geführt haben.«
In Zahlen: Im Geschäftsjahr 2018 generiert die Gruppe einen Umsatz von 334 Millionen Euro. Das bereinigtes EBITDA wurde um fast ein Fünftel auf rund 42,1 Millionen Euro erhöht.
Jack Wolfskin ist übrigens nicht nur einer der führenden Anbieter von funktioneller Outdoor-Bekleidung, -Schuhen und -Ausrüstung in Europa, sondern auch größter Franchise-Geber im deutschen Sportfachhandel. Europaweit und in Asien sind Jack Wolfskin-Produkte aktuell in mehr als 900 Franchise-Stores und an über 4.000 Verkaufsstellen erhältlich.
Vor sehr vielen Jahren hat die Marke sogar auch einmal für eine Saison Komplett-Fahrräder (made by Herkelmann) angeboten. Mehrere Jahre war auch Bikewear angeboten worden. Die wurde dann aber irgendwann im Zuge aufstrebender Multisport-Produkte eingestellt. Heute sind es die Multisport-Teile der Tatze, die auch von vielen Radlern eingesetzt werden.
Text: Jo Beckendorff, Foto: Jack Wolfskin