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US-Karbonmanufaktur Parlee Cycles in Insolvenz nach Chapter 11
Anfang Februar hat der hochwertige US-Karbonrahmen-Produzent Parlee Cycles Inc. mit Sitz in Beverly/Massachusetts (32 Kilometer nordöstlich von Boston) eine Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet. Während des Verfahrens läuft der Betrieb des im Jahr 2000 von President Robert »Bob« K. Parlee (Bild unten) gegründeten Anbieters sportiver (Straßenrad-)Karbonrahmen und -teilen weiter. Das am 6. Februar beim zuständigen Konkursgericht Massachusetts eingereichte und dem RadMarkt vorliegende amtliche 72-seitige Chapter 11-Formular beinhaltet auch Listen der ungesicherten und gesicherten Gläubiger-Forderungen.
Ein Großteil der von Parlee Cycles angebotenen Highend-Custom-Karbonrahmen und -teile ist immer noch Made in USA.Foto: Parlee Cycles

Bei einer Insolvenz nach Chapter 11 handelt es sich um einen freiwilligen Vergleichsantrag, der dem in die Krise geradelten US-Anbieter nun die Möglichkeit bietet, sich komplett zu entschulden. Einfacher ausgedrückt: Es handelt sich um einen temporären Gläubigerschutz im Rahmen des US-Konkursgerichts, der es ins Schlingern geratenen Firmen erlaubt, ihre Geschäfte fortzufahren, ohne ausstehende Forderungen zu bedienen.
Laut vorliegendem Insolvenzantrag drücken den US-Anbieter, der seine Karbonrahmen und -teile sowohl in-house Made in USA produziert als auch aus China importiert, Schulden in Höhe von 4,32 Millionen USD (4,05 Millionen Euro). Parlee Cycles größter Gläubiger gesicherter Forderungen in Höhe von 876.711 USD (821.963 Euro) ist Bank Gloucester. In besagter Liste auch enthalten: Shimano American Corporation und SRAM LLC mit gesicherten Forderungen in Höhe von 214.327 USD (200.913 Euro) bzw. 423.313 USD (396.821). Weitere Anbieter wie zum Beispiel FSA oder Vittoria Group sind mit kleineren Beträgen dabei.
Während Parlee Cycles im Jahr 2021 noch einen Bruttoumsatz von 4,74 Millionen USD (4,44 Millionen Euro) eingefahren hat, waren es 2022 nur noch 3,63 Millionen USD (3,40 Millionen Euro). Als Hauptursache für die Schieflage nennt das Parlee-Management mehrere Faktoren wie die Lieferproblematik sowie die letztjährig einsetzende Inflation, die gleichzeitig und alle zusammen Wirkung zeigten.
Seit 2017 werden auch sportive Kompletträder (inkl. Gravelbikes) angeboten. Dieser Schritt hatte den hochwertigen Nischenanbieter noch einmal hochschalten lassen.
Das laufende Insolvenzverfahren will man jetzt nutzen, um das Unternehmen auf den Kopf zu stellen und ihm somit letztendlich eine weitere Zukunft sichern.
In Deutschland ist Parlee Cycles übrigens derzeit nur über einen einzigen Anbieter zu beziehen: der »etwas andere« Bike-Store Bikedress Store München mit Club-Café etc. bietet die Custom-Produkte des US-Anbieters an. Die werden dann in München in Absprache und auf Kundenwunsch individuell aufgebaut.

Text: Jo Beckendorff

 

Haben 2011 einen Eurobike Design Award und 2016 einen Eurobike Gold Award eingeheimst: Der Parlee Cycles-Gründer und President Robert »Bob« und seine Frau Isabel Parlee.Foto: Parlee Cycles

 

 

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