Mit Blick auf die auch dem RadMarkt vorliegende US-Fahrradstatistik Januar bis August 2008 fühlt sich der amerikanische Branchenkenner Jay Townley in seiner bereits auf der Interbike vorgetragenen Aussage keinesfalls steigender und eher gleichbleibender Fahrradverkäufe 2009 bestätigt. Nur: In Las Vegas schien es die durch hohe Benzinpreise und Umweltdiskussion angetriebene Branche nicht hören zu wollen. Die Stimmung war dermaßen positiv, daß man das Gefühl hatte, ab 2009 erst so richtig loszulegen.
Die Zahlen sagen etwas anderes. O-Ton Jay Townley: „Während die Importstatistik 01-08/2008 höhere FOB-Preise aufweist (Anmerkung des RadMarkts: „FOB“ = „free on board“ – bezeichnet die Vereinbarung, nach der der Verkäufer die Ware an Bord des Schiffes im kaufvertraglich festgelegten Verschiffungshafen bringen muss. Die Gefahr von Schäden an der Ware oder ihr Verlust während des weiteren Transports geht auf den Käufer über, sobald die Warencontainer auf dem Frachtschiff festgezurrt sind), sind die Stückzahlen nur einen Bruchteil über dem Ergebnis der ersten acht Monate des Vorjahres. Der gestiegene FOB-Preis ist auf jeden Fall auf Preissteigerungen und Inflation zurückzuführen, die Stückzahl-Verkäufe sind weder steigend noch fallend, sondern auf Vorjahres-Niveau. Dann haben wir aber noch die aktuellsten Zahlen vom Fahrradindustrie-Verband BPSA. Die besagen, daß die Auslieferungen an den US-Fahrrad-Fachhandel im September von den Stückzahlen her um vier Prozent gefallen und vom Wert her um fünf Prozent gestiegen sind.“
Townley-Fazit: Vom Aufschwung keine Spur. „Trotz sehr positiver Berichterstattung über dank hoher Benzinpreise und Umweltdiskussion steigender Fahrradverkäufe sagt die Statistik etwas anderes. Die Zahlen sagen aber auch, daß etwaiges Verkaufswachstum über den Fachhandel eher auf Warenlager-Bestände als auf Neuimporte zurückzuführen ist.“
Der US-Branchenkenner legt noch nach: „Wie ich gehört habe, mußten einige große taiwanesische und chinesische Produzenten ab Oktober erste Order-Absagen schlucken. Auf der einen Seite stimmt es, daß Produzenten wie Giant, Merida und Ideal Bike für das kommende Jahr volle Orderbücher haben. Auf der anderen Seite ist diese Order aber wahrscheinlich nicht mehr so stark wie noch vor einem oder zwei Monaten.“ Mit anderen Worten: Die ersten Order-Absagen könnten weitere zum Rollen bringen. Denn nichts ist derzeit unmöglich.
– Jo Beckendorff –