Seit 15. Juli gilt Paris als das Paradebeispiel für eine sanfte Stadtmobilität: Seitdem steht den Bürgern und Paris-Reisenden unter dem Namen Velib im Innenbereich der Stadt eine Fahrrad-Verleihflotte von 10.648 Bikes zur Verfügung. Die soll bis zum 31. Dezember 2007 auf 20.600 ausgebaut werden. Den Großauftrag für das auffällige Velib-Bike hatte die holländische Accell-Gruppe (u.a. auch mit Winora-Gruppe und Hercules im deutschen Markt) über ihre französische Töchter Lapierre und Mercier ergattert. Produziert wurden die Bikes in der Accell-Produktionsstätte in Ungarn.
Auch in Deutschland gibt es bereits in mehreren Großstädten auftretende Fahrrad-Verleihsysteme wie die Bahn-Tochter Call A Bike oder Nextbike (der RadMarkt berichtete). Aber kein Verleihsystem ist jemals derart groß aufgetreten wie Velib in Paris.
Vorab hat die Stadt einige Studien gegen den Verkehrsinfarkt in Auftrag gegeben. Dank des täglichen Pariser Autoverkehr-Chaos wurde das Thema Stadtmobilität auch ein Wahlkampfthema, dem sich kein Kommunalpolitiker an der Seine entziehen konnte. Im nächsten Jahr sind Kommunalwahlen. Da konnte der Bürgermeister mit seiner Fahrradidee in diesem Jahr echte Sympathiepunkte einfahren.
Zuerst einmal mußten die Voraussetzungen für Radler im Straßenverkehr der Franzosen-Metropole geschaffen werden. Einige schönen Strecken wurden zusammengestellt. Insgesamt sollen bald Fahrradstrecken in einer Gesamtlänge von 370 Kilometern zur Verfügung stehen. Dann wurden 1.450 (!!!) Bikestationen, an denen man die Fahrräder anmieten und wieder abgeben kann, im Innenstadt-Bereich in einem Abstand von circa 300 Metern aufgebaut. Verfehlen lassen sie sich also nicht. Gezahlt wird mit der Kreditkarte direkt an der Verleihsäule. Die erste halbe Stunde kostet circa 1 Euro. Danach wird es zumindest für Touristen teurer. Einheimische Bürger fahren da mit einer Velib-Jahreskarte zum Schleuderpreis von 29 Euro eindeutig günstiger.
– Jo Beckendorff –