Steht das Wiener Gratisfahrrad-Verleihsystem Viennabike doch vor dem Aus?
Noch in der letzten Ausgabe berichtete der RadMarkt unter der Überschrift „Wir geben nicht auf“ von dem Neustart dieser sanften City-Mobilität aus Österreich. Jetzt scheint sich der Viennabike-Club um das Gründer-Team von Michael Kuhn, Martin Friedl und Christian Temper doch so seine Gedanken zu machen.
Hintergrund: Am 9. Dezember wurde ein von den Viennabike-Machern vorgelegtes neues Konzept nicht im Finanzausschuss des Gemeinderates eingebracht. Und das hätte laut Michael Kuhn geschehen müssen, um die Weichen für das wiederum überarbeitete Gratisfahrrad-System zu stellen. Jetzt sei der rechtzeitige Saisonstart 2003 in Gefahr.
Denn das „Baby“ des neuen und von Viennabike auf 16 Seiten vorgestellten Systems beruht auf registrierten Schlüsseln für die Bike-Schlösser. Diese Schlösser hätte man bis spätestens 10. Dezember bestellen müssen. Besonders frustrierend für den Viennabike-Club: Da ihr wochenlang erarbeitetes Papier jetzt nicht in den Ausschuss gekommen ist, könne die Subvention für die weiteren zwei Jahre jetzt nicht mehr im Gemeinderat beschlossen werden.
Die Stadt selbst hat das vorgelegte Konzept als nicht ausreichend befunden. Ein Flop ähnlich wie beim angekündigten und nie durchgeführten SMS-System wäre nicht auszuschließen gewesen, sprach ein Sprecher der Stadt Klartext.
Trotzdem zeigt man sich im Rathaus über die Zukunft von Viennabike zuversichtlich. Falls das Team um das Viennabike-Club-Trio Kuhn/Friedl/Temper nicht weitermachen würde, wäre das zwar bedauerlich. Man werde dann aber eben nach einem neuen Partner Ausschau halten müssen. Natürlich hat die Stadt Wien ein Interesse, das Gratisfahrrad-Projekt weiterrollen zu lassen. Schließlich ist man auch finanziell an diesem Projekt beteiligt. Ziel sei es unter anderem, den Anteil am Fahrradverkehr von derzeit vier auf acht Prozent zu hieven. Dafür sollten in den nächsten drei Jahren weitere 2,3 Mio. € in Viennabike investiert werden. Natürlich nicht allein von der Stadt, sondern hauptsächlich mit Hilfe von (Groß-)Sponsoren
Insgesamt war das bereits überarbeitete Gratisrad-System in der zweiten Jahreshälfte 2002 besser als vorab gelaufen. So konnten Diebstähle und anderweitiger Gebrauch dank Mithilfe der Wiener Bevölkerung und Polizei eingedämmt werden. Die Polizei hatte beispielsweise damit angefangen, Viennabike-User mit einer saftigen 50€-Strafe zu belegen, die außerhalb der Innenstadt erwischt wurden. Viennabike soll ausschließlich in der Innenstadt zum Einsatz kommen.
Völlig ungeklärt ist derzeit die Zukunft der bereits in der Innenstadt bereitstehenden 1.500 Leihräder. Darüber, ob sie einem anderen Betreiber übergeben könnte, hat man laut Kuhn noch nicht nachgedacht. -jb-