Erst im Oktober 2020 hatte sich der börsennotierte Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler AG (alias Schaeffler Group) von seiner jungen Mikromobilitäts-Tochter Schaeffler Bio Hybrid MBO im Rahmen eines Management-Buyout (MBO) getrennt. Da sah die Zukunft des Jungunternehmens, das sich seit 2017 auf die Entwicklung und den Bau bis zur Serienreife eines vierrädrigen »Last-Mile«-Pedelec-Fahrzeug konzentriert, noch rosig aus. Der Produktionsstart des »transportvolumigen ‚Bio-Hybrids‘ mit Wetterschutz« war für Mitte 2021 anvisiert. Und nun? Am 20. April hat die Bio-Hybrid GmbH mit Sitz in Nürnberg einen Insolvenzantrag gestellt.
Hinter dem letztjährigen Bio-Hybrid-MBO steckte die sich seit 2016 auf den Aufbau von Unternehmen in der Medizintechnik und E-Mobilität spezialisierte Meisterwerk Ventures GmbH. Sie packte den jungen eigenständigen Fahrzeug-Anbieter ins Portfolio ihrer Micromobility Services and Solutions GmbH.
Zu den fünf eingestiegenen Venture-Capital-Gesellschafterm gehörte auch der damalige Schaeffler Bio-Hybrid-Geschäftsführer Gerald Vollnhals. Vollnhals blieb auch nach dem MBO als Geschäftsführer der daraus hervorgegangenen und nun Insolvenz anmeldenden Bio-Hybrid GmbH an Bord.
Damals bedankte er sich noch bei Schaeffler »für die Unterstützung auf dem Weg zur Serienproduktion, die wir im zweiten Quartal 2021 aufnehmen wollen.« Ziel war es, im Jahr 2021 eine vierstellige Stückzahl des Bio-Hybrid abzusetzen. Die Reservierungsphase war da schon angelaufen.
Auch wenn das Bio-Hybrid Zweisitzer-Modell »Passenger Duo« sowie der Lastenträger »Cargo Pick-Up« über die eigene Webseite bereits bestellbar sind, scheint wohl doch nicht (wie sich jetzt herausstellt) alles so rund gelaufen zu sein. Ob es alleine an geringeren als geplanten Absatz-Zahlen liegt, die nun zur Insolvenz führten, ist zum Zeitpunkt dieses Schreibens nicht ganz klar. Auf der Webseite ist zumindest zu erfahren, dass man nun doch erst im dritten Quartal 2021 mit der Produktion durchstarten wollte. Dann sollte es – »sobald produziert« – direkt an die ersten Bio-Hybrid-Kunden ausgeliefert werden.
Fakt ist, dass das Unternehmen – vertreten durch Geschäftsführer Gerald Vollnhals – am 20. April einen Insolvenzantrag beim verantwortlichen Amtsgericht gestellt hat. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der ebenfalls in Nürnberg ansässige Rechtsanwalt Dr. Hubert Ampferl von der Kanzlei Dr. Beck & Partner GbR bestellt.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: Bio-Hybrid