»Im Grunde ändert sich nichts«, das ist der Tenor der Villiger/Diamant-Geschäftsführer Hugo Blech (Spartenleiter) und Uwe Reinkemeier-Lay in Hartmannsdorf bei Chemnitz. Im Gespräch mit dem RadMarkt nahmen sie zu den bevorstehenden Umstrukturierungen im sc
Nachdem man zunächst aus Zollgründen nur die für den EU-Markt bestimmten Villiger-Fahrräder in Hartmannsdorf hatte produzieren wollen, gaben nun die gegenüber der Schweiz nur halb so hohen Lohnkosten den Ausschlag, die Villiger-Produktion komplett herüberzuholen. In Buttisholz geschieht nur noch die Endmontage der Arrow- und Tigra-Linien ausschließlich für den Schweizer Markt, dafür werden acht bis zehn Monteure tätig sein.
Neben den Produktionskosten spielten aber bisher unzureichend eingetretene Synergie-Aspekte eine Rolle: Nach der »Herüberholung« soll es nur noch eine Kollektion und nur noch einen Katalog geben, so Reinkemeier-Lay. Es werde nur noch eine zentrale Einkaufsabteilung geben (Hartmannsdorf), die auch bessere Preise erzielen könne. Jedoch sind auch in Buttisholz Mitarbeiter für das operative Tagesgeschäft vor Ort; Teile würden möglichst vereinheitlicht. Auch in Hartmannsdorf werden diese Synergien zu vereinzelten Personaleinsparungen führen.
Die Geschäftsführer räumten auf Nachfrage unumwunden ein, dass die Marke Villiger in den letzten Jahren an Boden verloren habe, weil es an der Innovation etwas gefehlt habe: »Die Linie stagnierte«, sagte Blech zum Verkaufsrückgang von je 15.000 auf je 10.000 Einheiten in Deutschland und der Schweiz. Den Turnaround soll der neue Produktmanager Marc Faude erreichen, der bei Centurion und Focus eindeutig Duftmarken hinterlassen hat. In Planung sei beispielsweise ein voll gefedertes Reiserad (in Kooperation mit ADP). Außerdem werde Villiger leichtere Fahrräder ins Programm nehmen. »Villiger wird 2003 ein neues Gesicht bekommen«, versicherte Blech. Dabei wird der Anteil gemuffter und gelöteter Stahlrahmen sukzessive von 50 auf vermutlich 10 Prozent sinken. Bei der Marke Diamant war der Output von Stahlrahmen von 20.000 auf 5.000 zurückgegangen. Die Stahlrahmen kann Diamant in Hartmannsdorf fertigen; die Alurahmen werden von renommierten taiwanischen Herstellern wie Sunrise eingekauft. Überhaupt wird die Anzahl der Modelle der Saison 2003 klarer gegliedert und deutlich weniger Typen aufweisen. Ziel ist hier eine verbesserte Lieferfähigkeit und geringere Variantenvielfalt, die die Gesamtstruktur der Linie Up 03 Händlern und Endkonsumenten klarer erscheinen lässt. Dennoch wird auf die Highlights sowie Traditionsmodelle der Villiger-Linie nicht verzichtet.
Faude operiert von Buttisholz aus, und nicht nur deshalb betonte Blech, dass Villiger weiterhin Swiss made sei: »Produktmangement und Vertrieb für den Schweizer Markt liegen weiterhin in der Schweiz.« Über SAP könnten die Schweizer jederzeit in den Produktionsstand Einblick erhalten. Mit »made in Germany«, hatte Firmenchef Heinrich Villiger gegenüber einer schweizerischen Zeitung geäußert, hätten die Eidgenossen keine Probleme, sie führen ja auch deutsche Autos.
Nach einer Reihe von Umstrukturierungen glaubt Blech, dass die jetzt gewählte Konstellation eine Weile halten wird: »Jetzt sind wir richtig aufgestellt.« Das gilt hoffentlich auch für das Personalkarussell in der Führungsebene in Buttisholz, das jetzt zum Halten gekommen sei.