Der Branchenkongress Vivavelo am 22. und 23. Februar 2010 in Berlin soll die Lobbyarbeit Pro Fahrrad unterstützen. Die ökonomische Bedeutung der Fahrradbranche lässt sich den Branchendaten entnehmen, die der Verbund Selbstverwalteter Fahrradbetriebe (VSF) vorher veröffentlicht hat.
Sie stammen aus verschiedenen Quellen und eigenen Erhebungen. »Erstmalig können jetzt auch seriöse Aussagen zur Arbeitsplatzrelevanz der Fahrradbranche einschließlich ihres wirtschaftlichen Umfelds gemacht werden«, erklärt VSF-Geschäftsführer Albert Herresthal.
In Deutschland werden jährlich über 4 Millionen Fahrräder verkauft, während laut Kraftfahrtbundesamt 2008 zum Beispiel 3,1 Millionen Pkw verkauft wurden. Somit ist das Fahrrad das am weitesten verbreitete Fahrzeug. Für 2009 schätzt die Bundesregierung den Bestand an Fahrrädern auf 73 Millionen (2. Fahrradbericht der Bundesregierung 2007). Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) geht allerdings von 68 Millionen Fahrrädern aus. An Pkws gibt es Anfang 2009 41,32 Millionen.
Erfreulich für den Fachhandel: »Qualität und Durchschnittspreise der verkauften Fahrräder steigen seit Jahren kontinuierlich«, so der VSF. Für 2008 ermittelte der ZIV einen Durchschnittspreis von 386 Euro, im Fachhandel von deutlich über 500 Euro – Tendenz für 2009 steigend. Dabei ist der Betrag, den Kunden für den Neukauf eines Fahrrades anzulegen würden, noch nicht einmal erreicht. Nach einer im August 2009 veröffentlichten Umfrage von Sinus Sociovision (Heidelberg) gaben die Befragten an, im Durchschnitt 570 Euro für ein neues Rad ausgeben zu wollen.
Fahrradfachhandel im Plus
Der Forschungsbericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWT) vom September 2009 weist für den Fahrradhandel ein Umsatzvolumen von 5 Milliarden Euro aus. Laut Statistischem Bundesamt konnte der Fahrradfachhandel 2008 ein Umsatzplus von 5,2 Prozent verzeichnen, wohingegen der übrige Einzelhandel ein Minus von 0,5 Prozent einstecken musste.
Dabei hat der Fahrradfachhandel einen erhöhten Anteil am Verkauf von Fahrrädern: bei den Stückzahlen von 63 Prozent, beim Umsatz von 75 Prozent. Der qualitätsorientierte Fachhandel kann sogar mit noch besseren Zahlen aufwarten: Er legte 2009 zu beim Umsatz um 10,2 Prozent (2008: 9 Prozent), wie dem Fachhandelsbarometer von RadMarkt/Wob Hartmann zu entnehmen ist. »Das unterstreicht, das Fahrrad ist ein Produkt, das die individuelle Beratung und persönliche Anpassung braucht«, so das Fazit des VSF.
Besonders zugenommen haben die Verkäufe elektrounterstützter Fahrräder. Der VSF geht von einer Verdoppelung des Marktvolumens in den letzten beiden Jahren auf rund 140.000 Stück aus.
Gesamtumsatz »Fahrrad« über 13 Milliarden
Die Anzahl der Verkaufstellen für Fahrräder wird vom Statistischen Bundesamt mit 5.600 angegeben (2007), davon sind 4.110 qualifizierte Fachhandelsbetriebe.
Beachtlich ist der mit dem Fahrrad in Deutschland erwirtschaftete Gesamtumsatz von 13,36 Milliarden Euro. Dabei sind die Umsätze aus dem Fahrradtourismus einbezogen (BMWT-Forschungsbericht 583 vom September 2009). Das sind 2,5 Milliarden mehr als der Gesamthaushalt des Bundeslandes Hamburg (2009: 10,9 Milliarden).
Aufgrund der vorgelegten Daten sieht Herresthal die Entwicklung so: »Das Fahrrad ist im Aufwind, viele Innovationen machen das Produkt immer attraktiver. Radfahren ist ein Megatrend (Gesundheit, Fitness, Wellness), der in unsere Zeit passt und viele Probleme (Verkehrsstau, Feinstaub, Abgase, Klimabelastung) mindern hilft.
Besonders im qualitätsorientierten Fachhandel steigen Nachfrage und Umsätze deutlich. Trotzdem wird die wirtschaftliche Bedeutung der Fahrradbranche und der damit zusammenhängenden Wirtschaftszweige in Deutschland oft unterschätzt. Über 13 Milliarden Gesamtumsatz und über 220.000 Arbeitsplätze sind beeindruckende Zahlen, die auch von der Politik stärker berücksichtigt werden sollten.«