Vom 7. bis zum 29. Juli steht die Radsport-Welt wieder Kopf, wenn die alljährlich beliebteste Rundfahrt in Frankreich stattfindet. Die Tour de France 2018 hält einige Highlights parat, über deren Präsenz im Kalender sich nicht nur die Experten freuen. Ob in diesem Jahr ein Fahrer Chris Froome das Wasser reichen kann, ist dabei offen.
Kopfsteinpflaster, Alpe d’Huez und zwei Zeitfahren
Schon an der Überschrift dieses Kapitels werden Kenner des Radsports festmachen, dass bei der diesjährigen Tour de France nicht nur eine spezielle Sportlerkategorie gefordert ist. Stattdessen wird es auf der durchaus anspruchsvollen Streckenführung auf das beste Allround-Talent ankommen, was wohl abermals in die Karten von Seriensieger Chris Froome spielen wird. Insbesondere im vergangenen Jahr wurde den Organisatoren viel Kritik zuteil, als die 2017-er Auflage nach ihrem Start in Düsseldorf bis in die zweite Woche hinein eher zu einer Veranstaltung zum Gähnen verkam. Marcel Kittel – aus deutscher Sicht erfreulich – gewann immerhin fünf der ersten elf Etappen, doch wirklich vom Stuhl rissen die Ereignisse niemanden. Genau hier setzen die Veranstalter diesmal an, um schon vorzeitig eine gewisse Würze hineinzubringen. Dass dies schnell nach hinten losgehen kann, etwa mit einem Vorsprung von Froome in Woche 1, ist ein Risiko, das hierbei in Kauf genommen wird. Beispielsweise ist das Team-Zeitfahren dieses Jahr bereits an dritter Stelle der Rundfahrt durchgeführt. Wenn die 35 Kilometer in Cholet gefahren werden, sind die Tourfavoriten damit schon einmal von ihren Teamkollegen abhängig, von denen sich gar bereits einer früh verabschiedet haben könnte. Einige fünfprozentige Anstiege sorgen für die nötige Spannung.
Das 2018-er Layout besitzt einige Ähnlichkeiten zu jenem aus dem Jahr 2014, als Froome letztmals nicht als Sieger aus dem Wettbewerb hervorging. Vincenzo Nibali hieß der Sieger in einem ebenso im Uhrzeigersinn gefahrenen Rennen inklusive den Alpen mit der beliebten Ankunft in Alpe D’Huez vor den Pyrenäen. Dazu gaben die Macher noch eine Prise Kopfsteinpflaster in Nordfrankreich, mit der schwierigsten Etappe am Tag des Fußball WM-Finales. Im Falle eines Regeneinbruchs könnte hier bereits eine sehr tragische Vorentscheidung – in welcher Weise auch immer – fallen. Das Finale ist ebenso aufregend: Bevor in Etappe 20 das Einzelzeitfahren die Entscheidung herbei führt, wird in der vorangegangenen Etappe erst einmal noch der Col du Tourmalet überquert.
Bisher gibt es – wenig überraschend – bei vielen Wettanbietern wie Betway jedoch nur noch die Wette „Gesamtsieger ohne Froome“. Richie Porte ist dort mit einer Quote von 3,25 der Favorit auf die Bestplatzierung, dicht gefolgt vom Kolumbianer Nairo Quintana mit 3,75 (Stand 24. Januar). Als vergangene Sieger der anderen großen Rundfahrten, insbesondere Quintana mit Erfolgen bei Vuelta und Giro, sollten beide eine realistische Chance für vordere Platzierungen besitzen.
Modernste Technik für die große Schleife
Um den Highlights entsprechend vorbereitet gegenüber zu treten, verlassen sich die Fahrer wie immer auf ihre Teams und Techniker. Das beste Material ist von unabdingbarer Bedeutung in der erfolgreichen Absolvierung des anspruchsvollen Kurses. Jedes Jahr bringt deshalb ebenso eine Vielzahl an technischen Neuerungen und Gadgets, die man so nicht unbedingt erwartet hätte. Eher regeltechnisch wird die Vorschrift gegeben, dass im Jahr 2018 die Fahreranzahl pro Team von neun auf acht reduziert wird. Innovativer waren da schon die Schuh-Überzieher, welche den eigentlichen Hersteller der Schuhe verstecken soll, um das Team-Sponsoring in den Vordergrund zu stellen – so gesehen bei Tour-Mitfavorit Quintana, der statt Diadora lieber mit Sidi unterwegs war.
In der Vergangenheit waren die meisten Räder im Tourfeld noch aus Stahlrahmen in Europa gefertigt. Dies hat sich massiv verändert, da die meisten Bikes nun in Asien und damit hauptsächlich in China hergestellt werden. Lediglich das Colnago C60 wird in Italien und damit einem der Traditionsländer für Rennräder hergestellt. Verantwortlich für das am meisten genutzte Pedalensystem war unterdessen im letzten Jahr und der näheren Vergangenheit an sich die Firma Look. Die meisten Fahrer entschieden sich dabei für Blade-Pedale mit C-Faser Federn, welche in drei Spannungen verkauft werden: 12nm, 16nm und 20nm. Vor allem Sprinter sind öfter mit letzteren anzutreffen. Für das kommende Jahr sind keine Quantensprünge zu erwarten, doch abermals werden sich die Stars der Branche und deren Teams neue Details einfallen lassen, um sich von der Konkurrenz abzusetzen – wenn es auch nur Bruchteile einer Sekunde sind. Eines ist klar: Alle Radsport- und Tour-Enthusiasten dürfen sich gespannt auf den kommenden Juli freuen.
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