Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Verbunds Service und Fahrrad wurde auch die Idee eines Azubitauschs vorgestellt. Die Idee des Azubitauschs entspricht in etwa dem des von Betrieb zu Betrieb wandernden Lehrlings in Handwerksberufen, wie zum Beispiel bei Zimmerleuten.
Bei Fahrradmechanikern gibt es das so nicht. Der Azubitausch zwischen den Fahrradläden Rad und Tour in Cuxhaven und Velociped im Schweizer Ort Kriens verdeutlicht das Potential der Idee. Jens Bokranz von Velociped erwähnt, dass sein Auszubildender Jonas, der im Austausch mit Marius Husfeld für vier Wochen nach Cuxhaven gegangen sei, nun eine Ausbildung zum Biobauern mache. Man dürfe sich nicht darauf verlassen, so Bokranz, dass Azubis im Betrieb bleiben würden. Doch die Erfahrung im anderen Betrieb sei für den Azubi hilfreich. »Läden, die alles machen, gibt es eigentlich nicht mehr«, so Bokranz. Er sucht einen Tauschplatz für den nächsten Lehrling. Er empfiehlt vorab ein paar Schnuppertage, was für alle Azubis von Velociped gilt. Ebenso sei es wichtig, beim Austausch auf unterschiedliche Berufsschulzeiten wie Blockunterricht zu achten. Im letzten halben Lehrjahr mache er wegen der Prüfungsvorbereitungen keinen Austausch mehr.
Anja Beck, Werkstattleiterin Rad und Tour, die Jonas während seiner Zeit in Cuxhaven fachlich betreute, erinnert sich, dass der Auszubildende erfrischend auf das Stammteam gewirkt habe. Bokranz: »Es ist gut, wenn Gewohnheiten im Ablauf aufgebrochen, neue Ideen in den Laden gebracht werden.«
Zweiradmechanikerazubi Marius Husfeldt, im vierten Lehrjahr in Cuxhaven bei Rad und Tour, war während seines zweiten Lehrjahrs vier Wochen bei Bokranz in Kriens. In der Werkstatt gab es fachlich eher nichts Neues, der Ablauf war ähnlich und das Warenwirtschaftsprogramm Veloport ihm bekannt. So war ein schnelles Einarbeiten möglich. Besonders aufgefallen sei ihm der hohe Bremsenverschleiß in der Schweiz, schmunzelt er. Der Austausch habe ihn begeistert und viel gebracht: »Man kommt raus aus seiner Komfortzone.«
Text/Foto: Astrid Johann