VSF übt Kritik am neuen Jobrad-Preismodell
Das neue Preismodell des Leasinganbieters Jobrad stößt im Fahrradhandel auf Widerstand: Der Händlerverband VSF hat die Kritikpunkte seiner Fachhändler analysiert und sieht eine massive und unausgewogene Abkehr vom bisherigen Preismodell, die die bisher funktionierende Partnerschaft zwischen Handel und Leasinganbieter gefährde.

So hat sich das Jobrad-Preisgefüge für Händler verändert: Im bisherigen Preismodell berechnete Jobrad für Leasingräder, die an Unternehmen gingen, die der Händler nicht selbst angeworfen hatte, sieben Prozent vom Verkaufspreis als Provision – mit einer Deckelung auf maximal 200 Euro. Nach den im Februar kommunizierten neuen Konditionen beträgt die Provision jetzt je Nach Jahresumsatz mit Jobrad vier bis sechs Prozent, der Deckel wurde gestrichen.

Auf den ersten Blick sieht das vorteilhaft aus für den Handel, aber: Der Wegfall des Maximalbetrages bedeutet für Fachhändler, die mit ihrer mittleren Umsatzgröße den Kernbereich des deutschen Fahrradhandels ausmachen, dass sie zwischen zehn und 90 Prozent höhere Provisionen an Jobrad zahlen, erklärt der VSF. Die Gesamtaufwendungen erhöhten sich damit dramatisch »Jobrad nimmt sich, je nach Verkaufspreis des Rades, einen Anteil von 17,5 – 24 Prozent von der Händlermarge. In besonderen Konstellationen sogar bis 40 Prozent«, rechnet Uwe Wöll, Geschäftsführer des VSF vor. »Dieser Anteil ist definitiv zu hoch, insbesondere wenn man bedenkt, dass der Aufwand für den Händler beim Leasing ohnehin schon deutlich größer ist.« Die Auswirkung würden die Kunden spüren, wenn Preissteigerungen an sie weitergegeben werden.

Die Ausgestaltung der Provisionsstufen passt aus Sicht des VSF nicht zur Fachhandelslandkarte mit den tatsächlichen Umsatzklassen: Schon mit dem Verkauf des 14. Leasingrades bei einem Durchschnittspreis 3.800 Euro verlässt ein Fachhändler die unterste Provisionsstufe (4 Prozent). Diese Anzahl Jobrad-Leasingräder erreichen (bei einer marktüblichen Leasingquote) bereits Betriebe mit 500.000 Euro Jahresumsatz. Schon bei einem Jahresumsatz von 1,5 Millionen Euro werden die allermeisten Betriebe in die höchste Provisionsstufe von 6 % rutschen. Uwe Wöll: »Dieses Tarifmodell steht nicht für eine stimmige und faire Differenzierung nach wirtschaftlicher Stärke. Im Gegenteil: Es sorgt dafür, dass zu viele Betriebe in der höchsten Provisionsstufe landen.«

Der VSF betont, dass den Leasinganbietern und insbesondere Jobrad große Anerkennung für ihren Beitrag zur positiven Entwicklung der Branche gebührt, es aber auch die Leistung des Fachhandels zu würdigen gilt, der Auswahl vorhält, Probefahrten ermöglicht, Räder anpasst und durch guten Service auf der Straße hält. Mit seinem neuen Preismodell wolle Jobrad am Händler und nicht mit dem Händler verdienen. Ein Bumerang, der sich negativ auf die Entwicklung des gesamten Marktes auswirken werde.

Schlagworte
Weitere Themen
Wir woanders
Trekking & Radkultur
Das Magazin für E-Bikes
Taktik & Training
Das Branchenmagazin
Club für leidenschaftliche Fahrradfahrer
Community aus sportlichen Radfahrern