Dass es sogenannte Billigberger auch in der Krise erwischt, lässt sich an den letzten Quartalszahlen des größten Einzelhändlers weltweit – nämlich WalMart – belegen. Zuerst vermuteten Branchenkenner, dass der Handelsriese – in seiner Heimat übrigens mengenmäßig der größte Fahrradverkäufer des Landes – zusammen mit anderen Billiganbietern von der aktuellen Finanzkrise profitieren würde. Zumal WalMart für 2008 auch noch einen Gewinn ausweisen wird. Branchenkenner gingen davon aus, dass vom Sparzwang getriebene Konsumenten gerade die Kassen der knallhart kalkulierenden Massenanbieter klingeln lassen würden. Am 8. Januar gab der Handelsriese aber überraschend eine Warnung mit dem Hinweis heraus, dass man das vierte Verkaufsquartal wahrscheinlich mit einem Gewinneinbruch von 12 Prozent unter der bisherigen Vorab-Prognose abschließen würde.
Die Börse ist zwar mit Blick auf Massenanbieter speziell im Dezember von Gewinneinbrüchen ausgegangen, hatte in ihren Vorhersagen aber immer WalMart davon ausgenommen. Im Zuge der vom größten Einzelhändler der Welt herausgegebenen Warnung brachen sämtliche Kurse von an der Börse gehandelten Handelsriesen ein. Hintergrund: Das Weihnachtsgeschäft ist in den USA so schlecht ausgefallen wie in den letzten vier Jahrzehnten nicht mehr.
Besonders in der von der Finanzkrise besonders gebeutelten USA steckt der Handel derzeit in einem echten Dilemma. Diejenigen, die im „Einkaufsmonat Dezember“ die Preise aufgrund der Konsumentenzurückhaltung nach unten drückten, erlitten im vierten Verkaufsquartal ebensolche Einbrüche wie jene, die die Preise oben hielten und deshalb auf der Ware sitzen blieben. Folge: Verstopfte Warenlager, die jetzt nur noch durch nachträgliche Preisknaller „entsorgt“ werden können.
Übrigens: Bis auf Deutschland, wo WalMart einst kläglich gescheitert ist und sich wieder zurückziehen musste (der RadMarkt berichtete), ist der US-Amerikaner mit seinem aggressiven Discount-Verkaufskonzept weltweit erfolgreich. Somit galt WalMart bisher auch als bestens für die Krise gerüstet.
– Jo Beckendorff –