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»Werkstattumfrage Velohandel Schweiz»: Schweizer Velowerkstätten spüren Nachwehen des Covid-Booms
Trotz höherer Nachfrage für Reparaturen kämpft der Schweizer Velohandel in der Werkstatt mit der Rentabilität: Die eben erschienene «Werkstattumfrage Velohandel Schweiz 2024» zeigt, wie die turbulenten letzten Jahre auch im After Sales Service ihre Spuren hinterlassen.

Eigentlich könnte es einfach gut sein: Seit dem Veloboom der Covid-Zeit können sich viele Werk­stätten des Schweizer Velofachhandels kaum vor Arbeit retten. Zudem sind die durchschnittlichen Tarife nochmals deutlich angestiegen. Das spült zusätzlichen Umsatz in die Kassen des Velohandels. Dieser ist sehr willkommen, da der Verkaufserfolg in den letzten zwei Jahren zurückging.
Leider reichen diese positiven Vorzeichen nicht aus, damit die Werkstatt dem Schweizer Velohandel grosse Freude bereitet. Dies geht aus den Rückmeldungen von über 500 Fachhändlern hervor, die an der zum siebten Mal durchgeführten Werkstattumfrage Velohandel Schweiz von dynaMot und 2rad Schweiz teilgenommen haben. Im Gegenteil: Seit der letzten Erhebung von 2022 ist der Anteil der Händler sogar auf knapp unter die Hälfte gesunken, die in der Werkstatt Geld verdienen; etwa jedes siebte Geschäft gibt an, dass ihre Werkstatt sogar rote Zahlen schreibt.
Organisation, Personal und Produktqualität drücken auf die Rendite
Die Gründe dafür sind vielfältig, weiss Urs Rosenbaum von dynaMot, der die Studie herausgibt: «Viele Werkstätten sind in den letzten Jahren gewachsen. Wo mehr Personal arbeitet, muss die Arbeit besser organisiert werden. Eine erstaunliche Zahl von Geschäften arbeitet aber noch nicht mit modernen Hilfsmitteln wie Arbeitswerten und Betriebs-Software.
Zusätzlich steigen in vielen Velogeschäften die Personalkosten. Zwar ist der Fachkräftemangel nicht mehr ganz so dramatisch wie noch vor zwei Jahren. Um Mitarbeitende halten und neu anwerben zu können, müssen Velohändler inzwischen aber spürbar höhere Löhne zahlen. Zudem investieren viele von ihnen ins Personal, damit der Job im Velofachhandel attraktiv bleibt: Flexiblere Arbeitstage, Teilzeitstellen und eine fünfte Ferienwoche.
Gemäss Rosenbaum sei durch den neuen Veloboom auch der Garantieaufwand deutlich angestiegen: «Als die Nachfrage explodierte, sank die Fertigungsqualität von Velos und Elektrovelos. Zudem wurden wegen fehlender Teile bewährter Lieferanten oft billigere und weniger zuverlässige Komponenten verbaut. Daraus entstehen Probleme, die in den Werkstätten des Velohandels aufwändig behoben werden müssen.» Dabei handelt es sich nicht selten um schlecht vergütete Gewährleistungsarbeiten oder Reparaturen in Kulanz, um enttäuschte Kunden bei der Stange halten zu können. Rosenbaum sieht daher auch die Hersteller in der Verantwortung: «Längerfristig hält der Handel einen aufwändigen After Sales Service nur aufrecht, wenn sich dieser in irgendeiner Form für ihn auch rechnet».

Text: Peter Hummel

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