WFSGI: Erklärungsbedarf bei Scheibenbremsen am Rennrad
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Der Sportindustrie-Weltverband WFSGI, der unter anderem auch als Repräsentant der Fahrradindustrie gilt, hat sich am 28. Februar zu einem offiziellen Statement in Sachen Scheibenbremse und Rennrad durchgerungen. Laut Verband habe man sich diesbezüglich in den letzten zehn Monaten zurück gehalten. Nach einem weiteren Unfall auf der ersten Etappe der Abu Dhabi Tour 2017 (23.-26.2.) sieht man jetzt aber Erklärungsbedarf.

Laut WFSGI seien bei Rennrad-Rennen in den letzten zehn Monaten zwei Unfälle passiert, die auf Scheibenbremsen zurückzuführen seien und bei denen es zu Materialschäden und Fahrerverletzungen gekommen sei. Beide Fälle habe man sehr ernst genommen. Bevor man aber irgendwelche Statements abgeben wollte, habe man zuallererst einmal jeden Fall detailliert überprüfen wollen.
Bei dem ersten Unfall bei Paris-Roubaix 2016 hat WFSGI den Gerichtsmediziner Ulrich Zollinger aus dem schweizerischen Bern zu Rate gezogen. Der hat die (Schnitt-)Wunden von Rennfahrer Francisco Ventoso genauestens analysiert. Des Weiteren habe man das in Ludwigsburg ansässige Ingenieur- und Sachverständigen-Büro für Fahrradtechnick Zedler beauftragt, den Fall genauestens zu untersuchen und eine unabhängige Risikobewertung vorzunehmen.
Bei dem Unfall während der Abu Dhabi Tour 2017, bei dem sich die Fahrer Owain Doull und Marcel Kittel Verletzungen zuzogen, wird derzeit das eingesetzte Material eingehend untersucht. Nach ersten Auswertungen meint WFSGI sagen zu können, dass die Scheibenbremse »wahrscheinlich nicht die Unfall-Ursache gewesen ist«.
Nun wurde ein UCI Working Team zusammengestellt, dem sowohl Mitglieder des Sportindustrie-Verbandes WFSGI als auch der die Fahrer vertretenden CPA, der Team-Organisation AIGCP sowie der UCI angehören. Die aus unterschiedlichen Organisationen bestehende Gruppe  soll sich dem Thema Rennrad und Scheibenbremse annehmen und gegebenenfalls Vorschläge an die UCI Equipment Commission weiter leiten.
Laut WFSGI-Statement würde unterschiedlich eingesetztes Material zu unterschiedlichen Bremsergebnissen führen. Einige Kombinationen würden nicht einmal den legalen internationalen CEN/ISO-Anforderungen Stand erfüllen. Auch hier soll das eingesetzte UCI Working Team ansetzen. Die Bremsleistung der bei UCI-Rennen eingesetzten Bremssysteme soll im Namen der (Fahrer-)Sicherheit  überprüft – und gegebenenfalls minimale Standards durchgesetzt werden.
Bisher habe die Fahrradindustrie bereits mehr als 15 Millionen Scheibenbremsen weltweit verkauft. Die meisten kämen an Mountainbikes, aber auch an Cyclo-Cross-Rädern und vermehrt auch in der Stadt zum Einsatz. Die Zahl der Rennräder mit Disc Brakes würde ebenfalls ständig wachsen.
Das Argument, dass professionelle Rennen ganz anders seien als Amateur-Rennen, höre man innerhalb der Industrie sehr häufig. Nichtsdestotrotz sollte man der laufenden Testperiode, in der allen Fakten genauestens überprüft werden, eine Chance geben: »WFSGI wird weiterhin in enger Zusammenarbeit mit UCI, CPA und AIGCP an der reibungslosen Einführung des Einsatzes von Scheibenbremsen bei professionellen Rennrad-Events arbeiten.«

Text: Jo Beckendorff/WFSGI

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