Ein merkliches Raunen ging durch die Reihen der über 500 geladenen Händler auf der Erstpräsentation 2018 im Zuge der gestern endenden viertägigen Winora Group Dealer Days 2018 (29.7. – 1.8.2017): Gerade war verkündet worden, dass man im Rahmen eines vereinfachten Kollektionsaufbaus für den Endverbraucher die bisherigen Formel »Xduro = Bosch-Antrieb, Sduro = Yamaha-Antrieb« aufgeben würde. Da hatte das Management-Team der Winora-Gruppe aber schon dem brisantesten Thema der diesjährigen Veranstaltung sehr professionell den Wind aus den Segeln genommen.
Für einige Sekunden wünschte man sich glatt, dass VW und der Rest der deutschen Autobande in der ersten Reihe sitzen würde. Sie hätten eine Lehrstunde erhalten, wie man offensiv mit einem Problem umgeht. »Natürlich waren die letzten Monate turbulent«, erklärte Vertriebsleiter Steffen Alberth gleich zu Anfang der Erstpräsentation, »auch für uns kam das Ausscheiden von Susanne Puello überraschend. Es gab Reibungspunkte mit der Mutter Accell. Dass Susi aber so kurzfristig reagieren würde, hat keiner von uns gedacht!«
Nach Puellos Aus sei eine gewissen Unsicherheit im Haus zu spüren gewesen. Viel Zeit habe man nicht gehabt: »Es galt, das Geschäft gut weiterlaufen zu lassen. Accell Group hat das bestehende Management in die Verantwortung geholt.« Mit Hilfe des schnell eingesetzten und laut eigenen Angaben »Teilzeit-Geschäftsführers« Michael Kraushaar hat das in die Verantwortung gerufene Winora Group Manager-Quartett das Gespräch mit der Belegschaft gesucht. Die hat laut Alberth »an einem Strang gezogen und Verantwortung übernommen«. Besagtes Quartett besteht aus den »alten Winora Group-Hasen« Steffen Alberth (Vertrieb und Service), Bernd Lesch (Export und Marketing), Alfred Lutter (Bike Parts Einkauf und Logistik) und Karl-Heinz Then (Personal und Finanzen).
Was den Fachhandelspartnern aber vor allem unter den Nägeln brannte: Wird das Aus von Puello bei Winora Group automatisch zu einem verstärkten Einsatz der von Accell derzeit eingeläuteten Omnichannel-Vertriebsstrategien führen? Genau dieses Thema scheint nämlich ein Knackpunkt zwischen Puello und den Holländern gewesen zu sein.
O-Ton Kraushaar: »Wir wollen den Fachhandel weiter unterstützen.« Exportchef Bernd Lesch griff diesen Satz sofort auf und meinte an die Adresse der anwesenden Fachhandelspartner: »Wir sind mit Euch groß geworden und es ist nicht unser Bestreben, selbst direkt an den Endverbraucher zu verkaufen. Wir können das Internet aber nicht ganz ignorieren. Wir sehen Wege und Lösungen, die mit dem Internet zu tun haben. Das Fahrrad soll aber weiterhin ausschließlich über den Fachhandel verkauft werden.«
Insgesamt zählten die Winora Group Dealer Days an den vier Tagen laut Anbieter »knapp 2.000 Besucher«. Mehr Info dazu sowie zu den Produktneuheiten in der RadMarkt-Messeausgabe, die am 22. August erscheint.
Jo Beckendorff