ZEG Kunden-Appell: Keine Angst vor leeren Bike-Shops
O-Ton ZEG-Fachhändler Klaus Schmitz in Dorsten: »Derzeit kommen überraschend wenige Kunden zu uns. Die Leute denken, es sei nichts da, dabei haben wir viel geordert und sind gut aufgestellt.«

Auch wenn derzeit der bundesweite Eindruck gilt, dass Kunden im Fahrradhandel in leeren Verkaufsräumen stehen – Europas führende Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft eG (ZEG) sieht das anders: ihre angeschlossenen Fachhändlern hätten genügend Ware auf Lager. Anders ausgedrückt: leere Lager war gestern. Hier die Story.

»E-Bikes und Fahrräder sind nicht ausverkauft, es ist genügend auf Lager!«, heißt es aus Köln. Und weiter: »Höchste Zeit also, sich nach dem Traumrad umzuschauen oder das eigene (E-)Bike zum Service zu bringen.«
Hintergrund der aktuellen ZEG-Gegendarstellung: wenn schon »Heute Show«-Moderator Oliver Welke darauf anspielt, dass nicht nur Elektronik oder Spielwaren, sondern wenige Wochen vor Weihnachten selbst Fahrräder nicht mehr zu bekommen seien, würden Kunden meinen, dass dem wohl so ist. Ulknudel Welke versteigerte sich sogar zu dem Tipp, ein Fahrrad zu zersägen und jedem Kind eine Hälfte zu schenken.
Die ZEG hält dagegen: das sei in der aktuellen Situation sicher nicht nötig. Nach wie vor sei genug Ware auf Lager. Auf die lange Bank schieben sollten Kunden ihren Fahrradkauf und ihre Fahrradreparatur aber auch nicht.
Kunden sollten jetzt handeln
Insgesamt schätzt die Verbandszentrale die Lage deutlich weniger dramatisch ein als von den Medien dargestellt. Trotzdem mahnt sie mit Blick auf Reparaturen und Wartung gegenüber ihrer Händlerschaft zügiges Handeln an. »Kunden sollten jetzt das machen lassen, was zu machen ist – von Dezember bis Februar. Denn ab März ist eine Überauslastung mit langen Wartezeiten zu erwarten. Dann nämlich werde sich das saisonbedingt hohe Kundenaufkommen mit dem Aufbau von neuen Rädern überschneiden, der aufgrund der Lieferverzögerungen später als sonst stattfände.«
Immer noch eintreffende 2021er- billiger als 2022er-Modelle
Was die kommunizierte Lieferproblematik betrifft erklärt ZEG, dass die aktuellen Meldungen leergefegter Fahrradgeschäfte nicht komplett aus der Luft gegriffen sind. Tatsache sei, dass der Lockdown und ein sonniges Frühjahr im letzten Jahr für eine deutlich gestiegene Nachfrage im Fahrradhandel sorgten. Vor diesem Hintergrund erhöhten die Fachhändler für 2021 ihr Bestellvolumen. Das führt aktuell dazu, dass Fahrradhändler nach einem Jahr mit großer Nachfrage und reduziertem Angebot derzeit sogar das genaue Gegenteil erleben. Daher sei gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für den Fahrrad- oder E-Bike-Kauf gekommen.
»Derzeit kommen überraschend wenige Kunden zu uns«, wundert sich zum Beispiel ZEG-Fachhändler Klaus Schmitz aus Dorsten, »die Leute denken, es sei nichts da, dabei haben wir viel geordert und sind gut aufgestellt.«
Der Geschäftsführer von Fahrrad Schmitz ist mit dieser Beobachtung nicht allein. Bezogen auf die Jahreszeit, sprechen viele Händler von einem deutlichen Kundenrückgang.
Dabei ist laut Christoph Aalf von Zweirad Joos am Bodensee (1. Bild unten) aktuell doch die beste Zeit, um ein neues Fahrrad zu erwerben: »Von Juni bis Oktober standen die Podeste im Laden leer, doch jetzt sind sie wieder voll. Kunden sollten die Gunst der Stunde nutzen und jetzt ihr Bike kaufen oder bestellen.«
Zu lange aufschieben sollte man eine geplante Anschaffung allerdings nicht. Gerade beliebte Modelle stehen seiner Erfahrung nach derzeit nur kurz im Laden: »Sie sind entweder schon von Kunden reserviert oder werden schnell verkauft.«
Beim ZEG-Fachhändler Denfeld in Bad Homburg sind derzeit rund 5.000 Räder im Bestand – rund halb so viel wie üblich. »Im Prinzip können wir aber trotzdem hundert Prozent des Sortiments abdecken, da keine Sparte komplett ausverkauft ist«, betont Mitgeschäftsführer Marc Denfeld, »City-, Trekking- und Kinderräder sind in allen Bereichen vorhanden, E wie Non-E.« Die Lieferverzögerungen der vergangenen Monate hätten dabei auch ihr Gutes: »Es treffen immer noch 2021er-Modelle ein, die im Preis attraktiver sind, da für 2022 die Preise noch einmal angezogen haben.«
Leeres Lager war gestern
Auch Martin Willner vom Fahrradzentrum Willner in Ingolstadt (2. Bild unten) sieht die Situation im Handel gelassen. Er habe vorausschauend und unternehmerisch bestellt. Nun sei das Lager sogar voller als zu dieser Zeit üblich: »Nur der unkluge Kaufmann spricht gerade von einer Krise.« Willner umtreibt höchstens die Sorge, dass der Nachschub ausbleiben könne. Auf die Lage bei den Ersatzteilen angesprochen, kann er aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch Entwarnung geben: »Auch in der Werkstatt wartet momentan niemand länger als drei Tage auf einen Termin und es sind genug Ersatzteile da.«

– Jo Beckendorff/ZEG, Fotos: ZEG
 

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