Der Verband der deutschen Fahrradindustrie e.V. (ZIV) heißt die neue Bundesregierung herzlich willkommen. ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork (Bild unten) äußert sich zum Koalitionsvertrag, der mit seinen vagen Absichtserklärungen, nicht terminierten Vorhaben, unbestimmten Zielrichtungen und unklaren Umsetzungen für den Radverkehr und die Fahrradindustrie nicht gerade der große Wurf wäre. Darum appelliert er noch einmal an einige aus Fahrradsicht im Koalitionsvertrag wichtigen Aufgaben wie folgt:
»Der ZIV gratuliert Kanzler Scholz und der ganzen Regierung zur Wahl und Ernennung und wünscht von Herzen gutes Gelingen. Jetzt muss es schnell an die Arbeit gehen. Mobilität der Zukunft muss insbesondere vom Fahrrad geprägt sein. Das Fahrrad ist das ideale Verkehrsmittel für kurze und mittlere Strecken, bringt Menschen in Bewegung, schont Städte und Umwelt.
Gleichzeitig ist das Fahrrad ideal in Tourismus und Freizeit. Gerade in Corona-Zeiten haben die Deutschen das Fahrrad noch mehr für sich entdeckt. Der Neustart im Tourismus ist ohne die starke Rolle des Fahrradtourismus undenkbar.
Der Koalitionsvertrag benennt wichtige Aufgaben, ist für den Radverkehr und die Fahrradindustrie aber keineswegs der große Wurf. Viele Absichtserklärungen sind vage, Vorhaben sind nicht terminiert, Zielrichtungen unbestimmt, genaue Umsetzungen unklar.
Was tatsächlich passieren wird, entscheiden die Leitungen der Ministerien. Deswegen kommt es jetzt darauf an, dass Ministerinnen und Minister und ihre Staatssekretäre in den Politikbereichen Wirtschaft, Verkehr, Klimaschutz, Umweltschutz, Stadtentwicklung, Tourismus, Gesundheit, Land- wirtschaft und Arbeit die riesigen Chancen des Fahrrades erkennen und engagiert nutzen.
Die deutsche Fahrradindustrie ist seit langem Innovationstreiber Nummer Eins. Sie steht für hochwertige Produkte. Mit über 70 Millionen Fahrrädern im Bestand ist sie die erfolgreichste deutsche Fahrzeug- industrie. Die Fahrradindustrie investiert derzeit in enormem Ausmaß und schafft immer mehr hoch- wertige Arbeitsplätze – gerade auch im ländlichen Raum.
Die Fahrradindustrie hat die Elektrifizierung und Modernisierung des Fahrzeugs, die in anderen Ver- kehrsmitteln gerade erst beginnt, längst erfolgreich bewältigt und hat – ohne einen Cent Subventio- nen – Elektromobilität massentauglich gemacht: 7 Millionen E-Fahrzeuge im Bestand übererfüllen alle jemals gesetzten politischen Ziele. Auch die im Koalitionsvertrag für 2030 vorgesehenen 15 Millionen E-Fahrzeuge wird die Fahrradindustrie ohne Zweifel deutlich früher erreichen.
Die deutsche Fahrradindustrie hat Deutschland längst zum Leitmarkt für Elektromobilität gemacht. Ohne eine zentrale Rolle des Fahrrades wird Deutschland seine Klimaschutzziele nicht erreichen. Lebenswerte Städte, attraktive Freizeit, ausreichend Bewegung werden ebenfalls nicht erreicht wer- den. Die scheidende Bundesregierung hat einige richtige Akzente gesetzt – jetzt muss die neue Bundesregierung die ersten Schritte mit viel mehr Kraft fortsetzen. Wir stehen dafür als Partner zur Verfügung.«
Text: Jo Beckendorff/ZIV, Foto: ZIV