»Der große Zuspruch bei der ersten ZIV Technik Konferenz zeigt die Innovationskraft und das Lösungsbewusstsein der Fahrradbranche«, resümierte Busch & Müller-Geschäftsführer Guido Müller in seiner Rolle als ZIV-Vorstandsmitglied, »seit 135 Jahren sind der ZIV und seine Vorgänger-Verbände in allen technischen Fragen die erste Adresse für unsere Mitglieder. Mit dem neuen Konferenzformat bringen wir den inhaltlichen Austausch zur Technik in unserer Industrie weiter voran – und schließen eine Lücke.«
Tatsache ist, dass der europäische Markt für Fahrräder und E-Bikes zu den bedeutendsten weltweit gehört. Spätestens seit dem Beginn der E-Bike-Revolution findet man in EU-Ländern – primär in Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz – eine enorme Innovationsgeschwindigkeit, die sich mit hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie zentralen Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und Recycling vereint.
Vor diesem Hintergrund hat der Verband die ZIV Technik Konferenz initiiert. Zur Premiere eingeladen waren ausschließlich Mitglieder, die allerdings einen großen Markt auf sich vereinen: 90 Prozent der 2022 in Deutschland produzierten Fahrräder und E-Bikes stammen von Mitgliedsunternehmen des ZIV.
»Die neuen technischen Möglichkeiten bei Fahrrädern und E-Bikes und die breite Diversifizierung bei den Produkten bis hin zu innovativen Lastenrädern für den privaten und gewerblichen Bereich bieten viele neue Chancen für das gesamte Ecosystem Fahrrad«, betonte ZIV-Leiter Technik und Normung Tim Salatzki in Berlin, »gleichzeitig werden die gesetzlichen Regelungen und Anforderungen, die sich hauptsächlich in der EU, aber auch auf internationaler Ebene rasant entwickeln, enorm herausfordernd für unsere Branche.«
Wie entwickeln sich die europäische und nationale Gesetzgebung zu E-Bikes? Überfordern Normung und Regulierung die Branche? Tuning – erkennen, verhindern, damit umgehen oder auch der digitale Produktpass – so lauteten nur einige der intensiv diskutierten Fragen und Themen.
Dazu Tim Salatzki: »Die einzelnen Technikthemen sind enorm vielfältig und können in der nötigen Tiefe und Komplexität von den wenigsten Unternehmen im Alleingang bearbeitet werden. Deshalb ist es wichtig, Räume für Information und Austausch zu schaffen. Der ZIV bietet hier die nötige Plattform und Koordination.«
Fahrradhersteller sind zum Beispiel nicht nur an die Regeln und Normen der Europäischen Union gebunden, sie können Prozesse zu zukünftigen Regelungen auf Basis sicherheitstechnischer Aspekte auch positiv beeinflussen – zum Beispiel mit Blick auf anstehende Regularien bei Lastenrädern. »Fundierte Branchenexpertise ist hier sehr willkommen«, konstatiert Tim Salatzki.
Auch außerhalb des Kernmarkts EU besteht Handlungsbedarf: »Wenn wir uns den wachsenden Bereich der Machine-to-Machine (M2M)- oder Vehicle-to-X (V2X)-Kommunikation, also den automatisierten Informationsaustausch zwischen Endgeräten sowie Fahrzeugen anschauen, sehen wir sofort den Bedarf, weltweit gültige Standards zu entwickeln, von denen dann alle profitieren, zum Beispiel in der Verkehrssicherheit.«
Zudem gewinnt neben der Produktsicherheit auch das Thema Nachhaltigkeit in der EU immer mehr Bedeutung. So setzt sich der ZIV seit dem Beginn der E-Bike-Erfolgsgeschichte zum Beispiel intensiv für die Sicherheit im Gebrauch von E-Bike-Akkus sowie die Rücknahme und das Recycling ein. Dazu etablierte der ZIV bereits 2010 – zusammen mit der Gemeinsames Rücknahmesystem Servicegesellschaft (GRS) – den Herstellern und dem Fahrradhandel ein Branchensystem für die Rücknahme von E-Bike-Batterien.
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der RadMarkt-Ausgabe 01/2024.
Text: Jo Beckendorff/ZIV