2010 war ein schwieriges Jahr, in dem die Fahrradbranche das Vorjahresniveau mehr oder weniger hielt. Der Zweirad-Industrie-Verband ZIV und der Verband des Deutschen Zweiradhandels verkündeten auf einer Konferenz in Berlin die Wirtschaftsdaten des vorigen Jahres.
Der ZIV verknüpft Daten des statistischen Bundesamts mit Informationen, die von den Mitgliedsbetrieben erhoben wurden.
Die deutsche Fahrradindustrie hat 2,22 Millionen Fahrräder produziert und das Vorjahresniveau knapp gehalten. Der durchschnittliche Produktionswert stieg dabei um gut 7 Prozent auf 306 Euro, was vor allem dem steigenden E-Rad-Anteil geschuldet sein dürfte.
Die eigentlich für den deutschen Markt interessante Zahl verbirgt sich aber hinter dem sperrigen Begriff »Inlandsanlieferung«. Das sind die hier in den Markt gebrachten Fahrräder, aus eigener Herstellung oder importiert. Dieser Wert lag gemäß ZIV-Erhebungen 2010 bei 3,91 Millionen Fahrrädern – minimal über Vorjahr, aber immer noch eine halbe Million Stück schlechter als vor zwei Jahren. Weil auch Lagerabbau im Handel hineingerechnet wird, geht der Verband von 4,01 Millionen verkauften Fahrrädern aus. Insgesamt haben aber zwei lange Winter ihre Wirkung getan.
Dabei sind aber Fahrräder zu höheren Preisen verkauft worden. Deswegen rechnet der ZIV mit einem Fahrradumsatz von 1,84 Milliarden Euro, was 1,7 Prozent mehr wäre als 2009. Der durchschnittliche Verkaufspreis 2010 lag bei 460 Euro, 16 Euro über Vorjahr.
Der Marktanteil des Fachhandels lag nach Stück bei 69 Prozent nach 68 Prozent im Vorjahr. Nach Wert gerechnet dürfte der Markanteil der Fachbetriebe 78 Prozent betragen.
Das Elektrorad wächst
Der Industrie-Verband konstatierte ein Wachstum von 33 Prozent bei Elektrorädern, denn es waren 200.000 Stück. Damit aber nicht genug: Der Verband vermutet, dass sich das Wachstum beschleunigen wird und dieses Jahr 300.000 Elektroräder verkauft werden. Das würde bedeuten, dass der absolute Mengenzuwachs sich auf 100.000 Einheiten verdoppeln würde. Die Verkaufszahlen sollen sich mittelfristig bei 400.000 bis 600.000 E-Rädern einpendeln, also einem Anteil am Gesamt-Fahrradmarkt von 10 bis 15 Prozent.
Handelszahlen des VDZ
Der Verband des Deutschen Zweiradhandels hat ermittelt, dass 2010 der Umsatz des Fahrradhandels aus dem Jahre 2009 ziemlich genau gehalten wurde. Das passt mit den Erhebungen des ZIV recht genau zusammen. VDZ-Geschäftsführer Thomas Kunz stellte obendrein dar, dass die Verkaufszahlen für City- und Trekkingräder aufwärts zeigen würden, bei Mountainbikes stagnieren und bei Rennrädern zurückgehen würden. Auch das stimmt mit der Wahrnehmung des ZIV überein.
Das VDZ-Chart zu den Mengen- und Umsatzanteilen verdeutlicht vor allem, wie stark das E-Rad zum Umsatz beiträgt. Den Fachhandelsumsatz beziffert Kunz auf 3,3 Milliarden Euro, wovon 1,5 Milliarden auf Textilien, Zubehör und Werkstattumsatz entfallen.
Kritik an der Industrie
Thomas Kunz warnte mit Blick auf die gut angelaufene Saison vor Lieferengpässen und forderte die Industrie auf, auch außerhalb der Vororder noch angemessene Mengen zu liefern. Das betreffe insbesondere die aktuellen Trendprodukte wie das Elektrorad. Er sieht es als kritisch an, wenn die Hersteller gerade bei teuren Elektrorädern dem Handel umfassende Vororder abfordern und es im Nachgang keine weitere Ware gibt.
Noch deutlicher wurde Kunz im Zusammenhang mit Regionalmessen. Diese dienen eigentlich dazu, dass Handel und Hersteller hochwertige Produkte zeigen und dazu intensiv beraten. Wenn aber große Märkte die Regionalmessen dazu nutzen, um Ware zu Schleuderpreisen abzuverkaufen, dann sieht der VDZ darin eine erhebliche Störung des Marktes und fordert die Veranstalter auf, das zu unterbinden oder einzuschränken. Was er nicht aussprach: Andernfalls könnten sich Aussteller auch zurückziehen.
Mehr Informationen finden Sie in der April-Ausgabe des RadMarkt.
Text: Michael Bollschweiler
Foto: Karl-Heinz Krull