Sport 2000 – die sportlichen Kollegen des Fahrrad-Einkaufsverbandes Bike & Co. – konnten das Geschäftsjahr 2017 in Deutschland mit einem leichten Plus von 1 Prozent auf einen Außenumsatz von nunmehr 1,89 Milliarden Euro beenden. Der Zentralregulierungsumsatz – also der Umsatz, der buchhalterisch über die Verbandszentrale läuft – konnte im letzten Jahr um 6,7 Prozent gesteigert werden. Zudem erklärte Deutschland-Geschäftsführer Andreas Rudolf, dass man Ende 2017 mit »995 Partner mit 1.371 Verkaufsstellen« im Markt aufgetreten sein. Das 1.000 Partner-Unternehmen lässt also nicht mehr lange auf sich warten. Aber auch international tut sich was beim Einkaufsverband Sport 2000.
Neben der Entwicklung der einzelnen Warengruppen standen einige wichtige Änderungen im Vordergrund. Rudolf verwies darauf, dass man in den letzten Jahren viel zu sehr auf die Produkte fokussiert gewesen sein »anstatt Konsumenten über Emotionen und für sie relevante Themen zu begeistern«. Als erfolgreiches Beispiel, wie »Storytelling« funktioniert, nannte er das Thema Skischuh-Anpassung: »Die Kommunikation der Wertigkeit dieses Handwerks gegenüber dem Endkunden funktioniert.« Und damit ist man den wachsenden E-Commerce-Anbietern sicherlich einiges voraus.
Apropos E-Commerce & Co.: Rudolfs Geschäftsführer-Kollege Hans-Hermann Deters erklärte wiederum, wie sich die Sportgenossen in Anbetracht des immer härter werdenden Wettbewerbs für die Zukunft rüsten. O-Ton Deters: »Die nationalen Sport 2000-Organisationen Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, Niederlande und Schweiz haben, unter Einbindung von Sport 2000 International, erstmals ein gemeinsames Projekt initiiert. Länderübergreifend möchte man sich durch mehr Gemeinsamkeit für die Zukunft stärken, um den sich rasant verändernden Rahmenbedingungen des Marktes schneller zu begegnen.«
Diese Aktivitäten laufen unter dem Namen »Sport 2000 Europe«. Dabei will man sich auf drei aktuelle Herausforderungen des Marktes konzentrieren: »Das veränderte Konsumtenverhalten, die Anforderungen in allen Bereichen der Digitalisierung und nicht zuletzt das zunehmende Direktgeschäft relevanter Industriepartner mit Endkunden.«
Den aktuellen Herausforderungen soll mit Maßnahmen aus den vier strategischen Handlungsfeldern und »Game-Changern« Digitalisierung, Vertikalisierung, Positionierung und Daten-Management gemeinsam in Europa Paroli geboten werden. Dazu noch einmal Deters: »Mit dem Europa-Projekt werden wir die individuellen Stärken der Länder für die gesamte Gruppe nutzen, unsere Kräfte bündeln und als Gemeinschaft weiter an Relevanz gewinnen. Nationale Interessen werden in den Hintergrund rücken.«
Wobei die Zentrale von Sport 2000 Deutschland in Mainhausen »aufgrund der frühzeitigen und erfolgreichen Entwicklung der Spezialisteneinheiten« die führende Rolle für den Bereich »Entwicklung zukunftsfähiger Retailformate« einnehmen wird. Darüber hinaus falle die Entwicklung der Assortments mit strategischen Lieferanten in die Hände der Mainhausener. Heißt: die interne Struktur zu einem effizienten Category-Management wird in Deutschland umgebaut: »Gemeinsam mit Sport 2000 International arbeitet die Verbundgruppe zudem führend an der Weiterentwicklung der Themen Branding und Positionierung der Marke Sport 2000.«
Insgesamt sehen die Sportgenossen acht Trends, »die die Handelslandschaft revolutionieren werden« – und auf die es sich nun einzustellen gilt (und die Fahrradbranche genauso betreffen):
1) Trotz Wirtschaftsboom werden sich die Konsumausgaben in Relation dazu nur flach entwickeln
2) Millennials werden zur relevanten Konsumentengruppe und deren verändertes Einkaufsverhalten wird die Handelslandschaft fordern.
3) Online wird weiterhin den größten Teil des Wachstums ausmachen. In Großbritannien, Frankreich und Deutschland wird weiterhin eine signifikante Umsatzverlagerung zulasten des stationären Handels erwartet.
4) Wichtige Lieferanten nehmen den Endkonsumenten in den direkten Fokus. Relevante Marken werden durch ihre Direct to Customer-Aktivitäten zu Wettbewerbern.
5) Immer besser informierte Konsumenten orientieren sich Omnichannel und erwarten eine nahtlose Customer Journey. Produktivität von Flächen lässt sich dadurch immer schlechter bewerten.
6) Die Erwartungen der Konsumenten (Convenience, Werte, Erlebnis, Expertise) machen neue Formate mit einer klaren Positionierung zu den Gewinnern.
7) Händlern werden die Möglichkeiten von Big Data und neuen Technologien stärker einsetzen, um die Zielgruppen noch effizienter zu erreichen.
8) Retail stellt neue Anforderungen an die Supply Chain, um sich den Herausforderungen globaler Expansion, dem E-Commerce-Shift, kürzeren Beschaffungszeiten und höherer Effizienz stellen zu können.
Text/Fotos: Jo Beckendorff