Zweirad Biggel – alteingesessener Zweirad-Händler in Wangen im Allgäu – hat seine Geschäftstätigkeit zum 31. Januar eingestellt. Auch wenn der mittlerweile 73 Jahre alte Branchenveteran Julius Biggel seinen Laden jetzt aufgegeben hat: Ganz von der Bildfläche verschwinden wird er nicht. Damit trösten sich auch alle Stammkunden aus Wangen und Umland, die ihre Scooter und Fahrräder bei dem anerkannten »Schrauberkönig« reparieren ließen. In welcher Rolle es für Julius Biggel weiter geht, der bis zum Schluss »ohne Internet, elektrischer Türöffnung und elektronischer Kasse« ausgekommen ist, erfahren Sie hier.
Zuerst aber noch einmal zurück zu Julius Biggel: Sein Vater Josef hatte bereits 1958 einen Zweirad-Laden eröffnet. Den hat er – nachdem seit Vater 1973 starb – übernommen. Somit führt er den Familienbetrieb seit nunmehr 45 Jahren. Und seit mittlerweile 21 Jahren befindet er sich dort, wo er noch heute steht (in einer gut gelegenen ehemaligen Zimmerei in der Friedrich-Ebert-Straße 3). In diesem Laden wird es auch – wenn auch unter anderem Namen aber zur Erleichterung von Julius Biggel – weitergehen. Zumal er somit zumindest halbtags weiter arbeiten kann. Denn, so der Veteran: »Von 100 auf Null geht nicht. Ich kann nicht nur im Garten Unkraut zupfen.«
Nur: Wie geht es genau weiter? Offiziell zum 1. Februar wird Baukasten-Sytem- und E-Bike-Anbieter Radrezept GmbH in die bisherige und bestens gelegene Biggel-Lokalität an der Isnyer Kreuzung einziehen. Damit schließt sich auch für den in Wangen lebenden Radrezept-Chef Pasquale Mennig, der froh ist, Julius Biggel mit seinem Schrauber-Know-how in Teilzeit-Beschäftigung an Bord zu haben, ein Kreis. Und Biggel will so auch nicht nur seinen Fahrrad- und E-Bike-, sondern auch Scooter-Kunden treu bleiben: »Die brauchen immer irgendwelche Reparaturen.«
Kurzer Blick zurück: Ende 2015 verabschiedete sich der bis dato aufstrebende Custom-Made-Fahrrad- und E-Bike-Anbieter Flitzbike GmbH mit Sitz in Bodnegg (20 Kilometer nordöstlich der Eurobike-Heimat Friedrichshafen) plötzlich still und leise vom Markt. Flitzbikes Marketing- und Verkaufsleiter Pasquale Mennig erwarb die Markenrechte von Flitzbike-Chef Marcus Michelberger – und startete im März 2016 mit seiner neu gegründeten Radrezept GmbH in einem Gewerbegebiet in Niederwangen (4 Kilometer südwestlich von Wangen) durch.
Aus diesen Räumlichkeiten im Mühlweg 3 musste Radrezept laut Mennig nun raus. Da passte es, dass der alteingesessene Zweirad-Handel Zweirad Biggel in Wangen nach erfolgloser Suche nach einem Nachfolger seine Pforten schließen wollte.
Mit dem Umzug in die Biggel-Räumlichkeiten will Mennig sich künftig weiter auf Service konzentrieren. Das eigene Radrezept-Geschäft – eigenen Angaben zufolge bisher aus Getriebemanufaktur und Bikespezialist bestehend – wird weiter rollen, aber nicht mehr forciert. Künftig werde man sich als E-Bike-Fachhändler in Szene setzen, der sein Portfolio auf Mountainbikes ausgeweitet hat.
Die von Radrezept in Wangen angebotene (E-)Bike-Range setzt vor allem auf den Schweizer Newcomer Bold Cycles, die Hartje Manufaktur-Marke Contoura, die kanadische Northshore-Ikone Rocky Mountain sowie Orbea aus Spanien.
Was Pasquale Mennig gegenüber seinen Kunden auch noch wichtig ist: Zwar sei man zum 1. Februar offiziell umgezogen. Aber bis alles tatsächlich so weit ist, werde es aufgrund von Verzögerungen noch etwas dauern. Nur soviel: »Wir werden den Februar dazu nutzen, um den Laden auf Vordermann zu bringen – und ihn dann im März für die Kundschaft offiziell eröffnen.«
Text: Jo Beckendorff, Fotos: Radrezept