Gleich zu Jahresbeginn 2023 wurde das erste E-Fahrrad-Montagewerk in der Republik Kenia eröffnet. Die zum Einsatz kommenden Rahmen und Teile kommen von Hero Cycles, die Batterien aus China. Montage und Lager befinden sich in Tilisi (30 Kilometer nordwestlich von Nairobi). Sie sind Teil des ALP Logistics Park, der nach den EDGE-Effizienz- und Nachhaltigkeitsstandards der Weltbank konzipiert wurde (Anmerkung des RadMarkts: der Begriff »Edge« bezieht sich in der Industrie auf die Entstehung und Verarbeitung von Daten in der Nähe des Entstehungsorts). ALP ist auch Mitglied der Kenya Green Building Society.
Perfektes Match: Grüne Energie und grüne E-Mobilität
Was dem Start-Up, das von den beiden Niederländern Joost Boeles (CEO und Isidoor Maljers (CPO) gegründet und vor Ort in Kenia von der Geschäftsführerin Olivia Lamenya gelenkt wird, hilft: Um CO2-Emissionen des wuseligen Straßenverkehrs in den heimischen Ballungsräumen des Landes einzusparen, fördert die kenianische Regierung die E-Mobilität. Geringere Steuern sollen Investoren anziehen. Pluspunkt in der (nach Nigeria und Südafrika) drittgrößten Wirtschaftsnation in Subsahara Afrika: grüner Strom wird schon heute zu mehr als 90 Prozent aus erneuerbarer Energie wie Geothermie und Wasserkraft gewonnen.
Wie die mit einer Höchstgeschwindigkeit von 33 km/h in den Markt surrenden eBee-Pedelecs allerdings in der dortigen Straßenverkehrsordnung eingestuft werden – dazu konnte der RadMarkt zum Zeitpunkt seiner Recherche leider keine aussagekräftigen Informationen beziehen.
eBee E-Bikes built in Africa for Africa
2023 startete auch die Montage des zweiten eBee-Modells »Nyuki«. Dieses E-Longtail wurde ebenfalls in Afrika für Afrika entwickelt. Fürs Branding & Co stand zum Beispiel die auf Design, Marke und Innovation spezialisierte Agentur ARK Africa Spalier.
Für den Aufbau der E-Bikes hat eBee Montagemechaniker eingestellt. 25 Prozent dieses Teams sind Frauen. Vorab wurden alle Mitglieder in der eBee E-Bike-Akademie geschult. Das »Nyuki« steht nun auch im eBee Service Hub in Kilimani/Nairobi zum Verkauf und wird vom Anbieter auch Unternehmen als Vehicle-as-a-Service angeboten. Heißt, dass das Geschäft des jungen Unternehmens neben E-Bike-Verkauf mit E-Bike-Leasing und E-Bike-Lieferdienst-Flotte (Stichwort Fulfilment-Dienste) punkten will.
Das Unternehmen rekrutiert arbeitslose Jugendliche und Frauen als Fahrer für seine E-Bikes, die Produkte für Plattformen wie das heimische Online-Handelsunternehmen Jumia Kenya sowie die Food Delivery-Unternehmen Glovo und Bolt Food ausliefern. Auf der Webseite von e-Bee werden Ende 2023 weitere Unternehmen wie Artcaffé, Carrefour, Domino’s, und Pizza Inn als Kunden genannt. Somit sind mittlerweile mehr als 150 Fahrer für eBee Kenya im Einsatz.
Geographischer Expansionskurs
Zudem hat der E-Bike-Anbieter seine Präsenz in Kapstadt/Südafrika durch eine Partnerschaft mit Green Riders erweitert. Das Startvolumen von 500 E-Bee-Bikes wurde im letzten Jahr auch in Kenia montiert. Wie in Nairobi bietet eBee Green Riders auch Fulfillment für die großen Lebensmittel-Lieferplattformen an.
Dass der junge kenianische E-Bike-Anbieter tatsächlich für Afrikaner bezahlbare E-Bikes vor Ort im Montagewerk in Tilisi montiert, belegen die auf der Webseite für Kenia genannten VK-Preise und Ratenzahlungen: während das klassische eBee E-MTB-Modell »eBX« ab 89.999 KSH (539,12 Euro) und das Longtail »Nyuku« ab 109.999 KSH (658,93 Euro) zu haben sind, startet die monatliche Ratenzahlung bei 8.000 KSH (47,78 Euro).
Mehr über den afrikanischen E-Bike Start-Up unter https://ebee.africa/.
Text: Jo Beckendorff