Interbike 2013 im MBCC: Alles richtig gemacht

Wenn man mit Interbike-Chef Pat Hus über Fachmessen spricht, blitzt häufig folgender Satzfetzen auf: „Eine Gemeinschaft zwischen Fachhändlern und Anbietern schaffen“. Das ist ein Bedürfnis, das er im Zuge des Umzugs „seiner“ Messe vom Sands Expo Convention Center ins Mandalay Bay Convention Center (MBCC) innerhalb Las Vegas angehen will. Die Branche war jedenfalls gespannt zu erfahren, was sich Hus und sein Team zur Wiederbelebung der traditionellen Interbike haben einfallen lassen

Als die 32. Interbike am Freitag dem 20. Oktober ihre Pforten schloss schaute man erleichterten Messe-Managern in die Augen. Die Interbike 2013 (16.-20.9.) entpuppte sich als frische energiegeladene Messe. Das ist genau das, was sich die Messe-Macher von dem Wechsel ins MBCC erhofft hatten.
Was die Situation so interessant machte: Dieser Umzug mußte sitzen. Nach der Pleite eines vor allem von Fachhandelsseite verhinderten Umzugs der Interbike ins kalifornische Anaheim stand die Branche am Scheideweg. Vereinzelte Aussteller haben dem größten Branchentreff Amerikas bereits den Rücken zugewandtallen voran die US-Fahrradgröße Trek Group. Einige (Chris King, Colnago, Felt, Fox, Giant) konnten in diesem Jahr zurück gewonnen werden. Hus und sein Team arbeiten daran, irgendwann einmal wieder alle Anbieter an Bord dieses BranchentreffsStichwort „Community“ – zu haben.
Laut Hus war diese erste im MBCC gehaltene Interbike ein „Game changer“: „Bei einer Mehrheit kam der Wechsel gut an. Wir haben auch eine Menge verändert. Es ist nicht alleine das neue Messegelände. Es ist auch das Rahmenprogramm, das wir rund um diese Messe kreiert haben.“
Einen Tag bevor die Interbike ihre Pforten öffnete lud der Messeorganisator zur Interbike Party in das House of Blues im Mandalay Bay Hotel. Kein anderer als US-Rocklegende George Thorogood und seine Band The Destroyers heizten die circa 1.000 anwesenden Partygäste kräftig ein. Mit diesem Zug griff Hus eine alte Tradition des Interbike-Gründers Steve Ready auf, der vor langer Zeit Musiklegenden wie Bo Diddley, Jerry Lee Lewis oder Los Lobos als Special Guest zur Interbike Party geladen hatte.
Am ersten Messemorgen wurden Messebesucher zum Industry Breakfast geladen, wo US-Marketingguru Grame Newell zum Thema ”How to Develop Loyal, Passionate Customers Who Become Evangelists for Your Business” sprach.
Außerdem präsentierte Interbike erstmals “The Paddock” – eine allererste Outdoor-Ausstellung neben der Messehalle inclusive test-Track. Auch neu: Das komplette Messe-Registrierungsverfahren sowie ein erster mobiler Messe-App. Dazu Hus: “Wir haben viel Neues geschaffen. Das hat zu einer kompletten Runderneuerung geführt, die diese Messe auch brauchte.
Natürlich klappte nicht alles gleich zu 100 Prozent. „Für uns alle ist das ein Lernprozess“, entschuldigt sich Interbike’s Director of Communications & PR Justin Gottlieb, „wird werden sicherlich das eine oder andere wie beispielsweise den Hallenplan verbessern.“ Über den gab es einige Beschwerden.“
Die Konfusion des Hallenplans hatte aber auch seine gute Seite. Einige Aussteller zeigten sich erfreut, daß Fachbesucher auf ihrem Weg von Lieferant A zu B die Orientierung verloren „und jetzt endlich einmal wieder andere Sachen sahen, die sie sich ansonsten niemals angeschaut hätten“.
Während sich die Besucherzahl im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent auf insgesamt 23.750 verringerte, stieg die Zahl der anwesenden Fachhandels-Läden laut Interbike um 8 Prozent (weitere 350 Läden). Das oben genannte Minus erklärt Interbike mit dem Fakt, daß viele Läden mit weniger Leuten angetreten seien. Außerdem wurde die Besucherzahl aus Colorado aufgrund der dortigen Flutkatastrophe ausgebremst (minus 18 Prozent).
Was den erstmals ausgerufenen Endverbrauchertag der Interbike betrifft, konnten die Erwartungen bei weitem nicht erfüllt werden. Die angegebene Zahl der Messe von circa 750 Endverbrauchern ist nicht das, was man erwartet hatte. Hier wird die Messeleitung ihr Konzept definitiv nachbessern müssen. Der limitierte Zutritt für „gute Kunden der Fachhändler, die mit einem speziellen VIP-Ticket ausgestattet werden“, scheint jedenfalls nicht zu funktionieren. Hier wird sich die Messe künftig sicherlich direkt an Endverbraucher (und nicht über den Umweg Fachhandel) wenden.
Interbike 2013 brach mit einer Netto-Ausstellungsfläche von29.730 Quadratmeter (ohne Lobby sowie Outdoor-Fläche “The Paddock” etc.) alle Rekorde. Im nächsten Jahr soll es noch größer werden. Dann sollen jene 45 Aussteller, die diesmal draußen ausstellten, eventuell zusammen mit den laut Hus „75 bis 100 auf der Warteliste“ in einer weiteren Halle im MBCC Platz finden.
Zusammen mit den oben genannten Rückkehrern heißt das auch: Die Interbike präsentiert als führende Fahrradmesse Amerikas wieder die komplette Branche. Jetzt gilt es nur noch, die allerletzten Aussteiger von einem Wiedereinstieg zu überzeugen. Allen voran Trek Group, die auf der einen Seite zwar an der heimischen Lobbyarbeit in der ersten Reihe teilnimmt und sich engagiert, auf der anderen Seite aber derzeit vom Branchentreff Interbike fernhält und lieber sein eigenes Ding durchzieht. Das entspricht nicht dem Community-Gedanken, den Hus und sein Team hochhalten.
Mehr zur Interbike in einer der kommenden RadMarkt-Ausgaben.

Text/Foto: Jo Beckendorff

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