Rivendell Bicycle Works: Irgendwie anders
V.l.n.r.: Will Keating, Grant Petersen und Roman Mardoyan-Smyth.

Erstmals auf der Interbike als Aussteller dabei: Der kleine feine U.S.-Bikeanbieter Rivendell Bicycle Works, der seine gemufften Custom-Stahlrahmen von zwei kleinen heimischen Rahmenbauern sowie zwei Taiwan-Schmieden nach seinen zugegebenermaßen ausgefallen wirkenden Vorgaben bauen lässt.

Warum der bereits 1994 gegründete Nischenanbieter erst jetzt auf einer großen Messe ausstellt, erklärt Firmengründer und –Geschäftsführer Grant Petersen wie folgt: »Ich bin verdammt besorgt. Ich habe das Gefühl, dass konventionelle Fahrräder vor lauter E-Bikes in der Versenkung verschwinden werden.«
Wobei er einschränkt: »E-Bikes für Behinderte ergeben durchaus Sinn – toll. Und wenn E-Bikes die Autos auf den Straßen ersetzten: wunderbar. Ich sehe nur, dass die E-Bikes nicht die Autos, sondern konventionelle Fahrräder ersetzen.«
Und wenn er schon mal dabei ist, holt er weiter aus: »Für mich ist das ganz klar: Sobald man einen Motor an ein Fahrrad baut, ist das kein Fahrrad, sondern ein Moped. Zudem denke ich, dass Menschen einfach nicht das Recht haben, mit Hilfe eines Motors in alle Naturgebiete dieser Welt vorzudringen. Punkt.«
Was seine gemufften Stahlrahmen betrifft, setzen Petersen und sein Team auf wahrlich ausgefallene Designs. Und haben so ihre Vorgaben. Die lauten: »Keine Scheibenbremsen, kein Karbon.« Das scheint bei ihrer Kundschaft anzukommen. Insgesamt bietet Rivendell sieben bis acht Modelle. Das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Walnut Creek beschäftigt 12 Mitarbeiter. Der Verkauf liegt gerade einmal bei 800 Einheiten pro Jahr.
Bisher rollt der Verkauf direkt an die Konsumenten. Es gibt aber auch landesweit zehn Fachhändler sowie einen in Japan, die Rivendell-Bikes führen. Ein Grund des diesjährigen Interbike-Auftritts ist auch die Suche nach weiteren guten Fahrrad-Fachhändlern, die eine ausgefallene Nischenmarke wie Rivendell »mit Begeisterung in ihrem Laden verkaufen wollen«. Und dann auch noch vielleicht Grant Petersens veröffentlichtes Fahrradbuch lesen. Titel: »Just ride«.
Übrigens: Dass Rivendell Bicycle Works ausgerechnet in Japan einen Fahrrad-Fachhändler vor Ort hat, liegt auch an Petersen selbst. Der hat vor seinem Start mit Rivendell zehn Jahre für Bridgestone Cycle gearbeitet – und pflegt auch heute noch gute Kontakte ins Land der aufgehenden Sonne. So steht er dem Unternehmen auch hier und da noch beratend zur Seite.
Was seine Bikemodelle betrifft, ärgert er sich ungemein, wenn ihn Leute im Vorbeigehen den Begriff »Retro« hinwerfen. Auch wenn sie das nicht verächtlich sondern eher respektvoll meinen: »Das regt mich auf. Wir sind weder Retro, traditionell oder trendy – wir sind innovativ!« Und somit präsentiert Grant Petersen zusammen mit seinen zwei Mitarbeitern Will Keating und Roman Mardoyan-Smyth dem RadMarkt ihren Verkaufsschlager »Atlantis«. Je nach Rahmengröße (angeboten werden sechs) kommen bei diesem laut Petersen »Touring-Allrounder« 26 oder 27,5 Zoll-Laufräder sowie 26er-, 650B- oder 700C-Reifen zum Einsatz.
www.rivbike.com

Text/Foto: Jo Beckendorff

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