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Specialized bedient Konsumenten am Handel vorbei – scharfe Kritik vom VDZ
Neues Specialized D2C-Angebot »Ship to home«.

Am 12. Januar verkündete Specialized-Germany GmbH eine Erweiterung seines »Integrated Marketplace« um die Pro-Fachhandels-Funktion »Find Nearby-Verfügbarkeit beim Händler«. Laut Unternehmensangaben schließt das vor etwa zwei Jahren eingeführte Omnichannel-Konzept »Integrated Marketplace« die Lücke zwischen digitalen und physischen Handel«. So weit, so gut – wäre da nur nicht die Meldung aus der Specialized-Heimat USA, wo der Anbieter seit 1. Februar erstmals auf seiner Webseite über eine neue »Rider Direct«-Option den Direktverkauf von Fahrrädern ohne »e« mit Versand direkt vor die Haustür des Konsumenten anbietet. Nun bestätigte Specialized-Germany dem RadMarkt auf Nachfrage, dass man mit Wirkung zum 7. Februar dem Endverbraucher »mit zwei weiteren Bausteinen im Rahmen des ‚Integrated Marketplace‘« einen direkten Zugang gewährt. Mit diesem Lieferangebot von Kompletträdern (ohne »e«) am Fachhandel vorbei ist man jetzt nicht nur in Deutschland, sondern zum besagten Termin auf allen Märkten der EU live gegangen.

»Ship to Home Bikes« und »Specialized Delivery« – so heißen diese beiden neuen Bausteine: Laut Specialized-Germany geht man damit den nächsten Schritt Richtung »The Rider is the Boss«. Somit wolle man »ein lückenloses Einkaufserlebnis bieten, das es unseren Ridern erlaubt, wo, wann und wie sie möchten, mit uns in Kontakt zu treten«.
Laut Anbieter sind die beiden neuen Lieferoptionen Teil seiner Mission, so viele Menschen wie möglich für das Fahrrad zu begeistern.
Und der Fachhandel? Auch wenn das junge D2C-Angebot von Specialized in seiner Heimat USA mit der direkten Belieferung der Kunden ohne jegliche Beteiligung des Fachhandels nicht vergleichbar ist (die dortige Fachhandels-Struktur ist mit der deutschen nicht vergleichbar) – der Verband des Deutschen Zweiradhandels e.V. (VDZ) rät deutschen Zweirad-Fachhändlern generell, ihrem Hersteller klar zu verstehen zu geben, was sie davon halten, wenn dieser in den Direktvertrieb geht – »und somit selber zum direkten Wettbewerber wird«.
Leider werden die nächsten Hersteller-Namen bereits hinter vorgehaltener Hand gehandelt, die  wohl nur drauf gewartet haben, dass endlich einer von ihnen diese bisherige rote Linie derart forsch und direkt überschreitet.
Neu: »Ship to home«
Mit der »Ship to Home«-Option wolle man Ridern helfen, »das perfekte Bike zu finden und es dorthin zu senden, wo auch immer sie es haben möchten – vormontiert, professionell test-gefahren und mit wenigen Handgriffen einsatzbereit«. Diese »Ship to Home«-Funktion ist zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht für E-Bikes des Anbieters verfügbar.
Falls doch Hilfe benötigt wird, steht das hauseigene »Rider Care«-Team mit Rat und Tat zur Seite. Und: »Zusätzlich können wir unsere Rider auch mit einem Specialized-Fachhändler:in in ihrer Nähe verbinden, der sich um ihr Anliegen kümmert.« Was der autorisierte Specialized-Fachhändler von diesem Angebot hält, wird nicht berichtet.
Neu: »Specialized Delivery«
Die Option »Specialized Delivery« fokussiert sich laut Specialized-Germany ganz auf den Rider. Heißt, dass dem Konsumenten sein neues Bike direkt nach Hause geschickt wird. O-Ton aus der deutschen Specialized-Zentrale in Holzkirchen-Föching: »Dort stellt ein professioneller Bike Mechaniker:in sicher, dass das Bike perfekt passt und auf den Rider und dessen Fahrstil abgestimmt ist. Dann registrieren wir das Bike und erklären alle wichtigen Kniffe für die richtige Pflege und Wartung. Die Übergabe ist abgeschlossen, wenn der Rider sich auf seinem neuen Bike vollkommen wohl fühlt.«
Ob besagter Bike-Mechaniker vom nächst gelegenen Specialized-Händler oder von der Zentrale kommt, wird nicht erwähnt. Nachgefragt bei Specialized-Händlern, werden diese wie das oben genannte »Rider Care«-Team auch an ihm vorbei von Specialized gestellt. »Specialized Delivery« ist seit 7. Februar »in einigen ausgewählten Testregionen erhältlich« – und soll sukzessive ausgeweitet werden.
…und der Fachhandels-Partner?
Dazu heißt es bei Specialized: »Sollten Rider den persönlichen Kontakt und eine Beratung im Geschäft bevorzugen, steht ihnen diese Option natürlich nach wie vor im Netzwerk unserer Specialized Fachhändler:innen zur Verfügung. Die Experten:innen vor Ort werden den Rider mit der gewohnt hohen Kompetenz und Hingabe beraten.«
…und das meint der VDZ
In diesem Zusammenhang noch einmal ein Rat vom VDZ: »Sollte sich der einzelne Fachhändler trotzdem dazu endscheiden, mit diesem Hersteller weiter zusammen zu arbeiten, bedarf es erhöhter Aufmerksamkeit und genauen Lesens und Prüfens, bevor man den nächsten Händlervertrag unterschreibt. Denn darin wird dieser Hersteller – der erst durch den Fachhandel zu dem geworden ist, was er jetzt ist – mit allergrößter Wahrscheinlichkeit versuchen, den Händler vertraglich zu verpflichten, auch den Service, die Gewährleistungs- und Garantiearbeiten an den durch Direktvertrieb verkauften Räder durchzuführen und ihm dieses dann noch als tolle Frequenzerhöhung für sein Geschäft zu verkaufen.«
Der VDZ warnt: »Wenn selbst ein Anbieter, wie beispielsweise Fahrrad.de, solche Steigbügelhalter findet, wird es der Hersteller bei seinen eigenen Händlern auch nicht schwer haben. Anschließend findet sich der Händler dann in einer Liste von Servicepartnern wieder und dient dann nur noch als Werbeargument.«

Text: Jo Beckendorff, Foto: Specialized

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