VDS: deutscher Sporthandel 2018 unter Druck
VDS-Generalsekretär Stefan Herzog (Bildmitte).

Auf der gestrigen Ispo Munich Hauptpressekonferenz 2019 stellte sich der einstige Geschäftsführer von Sport Scheck Stefan Herzog erstmals in seiner neuen Rolle als Generalsekretär des Verbandes Deutscher Sportfachhandel (VDS) vor. Und hatte auch einige Marktzahlen und Trendmeldungen parat.

Das Sportjahr 2018 hätte eigentlich nicht viel mehr Events vertragen können. Nur: Trotz Olympischer Winterspiele, Fußball-, Volleyball-, Hockey-, und Eishockey-Weltmeisterschaften sowie einer Handball-Europameisterschaft wuchsen die Umsätze im deutschen Sportfachhandel nicht in den Himmel.
Erste Hochrechnungen für das Jahr 2018 gehen – »mit Tendenzen einer Nullnummer im ersten Halbjahr« – von  einem leichten Verkaufsplus von 1 Prozent auf insgesamt knapp 8 Milliarden Euro aus. Man nähere sich also langsam der Duftmarke von 8 Milliarden Euro. Worauf Herzog in diesem Zusammenhang explizit hinweist: »Das Thema Fahrrad, das dank E-Bike hoch schaltet, ist in dieser Zahl nicht enthalten.«
Im wichtigen zweiten Halbjahr »mit den hohen Warenkörben des Wintersportsegments zeigen sich erneut Verschiebungen mit Auswirkungen für das lange Zeit sehr stabile Weihnachtsgeschäft«. O-Ton Herzog: »Durch explodierende Verkaufsaktivitäten – getrieben aus der Online-Ecke – wie insbesondere dem ‚Black Friday’ Ende November hat der früher so ausgeprägte Umsatzmonat Dezember mehr und mehr seine Schwächen. Hier schließen fast alle Händler – insbesondere die Stationären – mit einem Minus zum Vorjahr ab.« Durch diese Aktivitäten seien Preisreduzierungen zeitlich massiv vorgezogen worden – Folge: deutlich geringere Margen.
Des Weiteren hätte sich der letztjährige Jahrhundertsommer negativ insbesondere auf das Segment Outdoor ausgewirkt: »Diese Warengruppe leidet unter den extrem hohen Temperaturen bis weit in den Herbst hinein.« Nachsatz: mit Umsatzanteilen von knapp einem Viertel hat der Sektor Outdoor in vielen Sportgeschäften immer eine deutliche spürbare Auswirkung auf das Gesamtergebnis.
Die gute Nachricht: Aufholeffekte für die Wintersaison zeichnen sich durch einen positiven Start ins Jahr 2019 ab. »Händler berichten von sehr guten Umsätzen im Januar mit zweistelligen Wachstumsraten, getrieben von sehr positiven Umsätzen mit Wintersport-Warengruppen“, erklärte Herzog in München.
Anmerkung des RadMarkt-Redakteurs: Wobei immer noch nicht ganz klar ist, warum die Wintersport-Branche sich nicht kollektiv auf den immer späteren Schneefall einstellen kann, sodass eben nicht mehr schon in November die Preise purzeln.
Wie auch immer – alarmierend für den Sportfachhandel waren aus Sicht des VDS im Jahr 2018 zwei weitere Tendenzen: »Zum einen den Kunden-Frequenzrückgang in unseren Städten, was für den stationären Handel schon geraume Zeit ein Problem darstellt.
Die Gründe sind vielseitig und für diejenigen Händler, die sich als Multichannel-Händler betätigen, war eine Verschiebung der Umsätze vom Laden in den Online-Shop in Summe zu verkraften – wenn es denn der eigene Shop ist.«
Somit scheinen speziell die großen branchenfremden Online-Plattformen und Händler mit ihrer Präsenz und Marketing-Power sowie »einem mittlerweile gut zweistelligen Marktanteil im Sportmarkt« zu den Gewinnern 2018 zu gehören. Heißt aber auch: ein erheblicher Umsatzanteil wanderte aus dem klassischen Sporthandels Richtung globaler Player wie Amazon, Zalando & Co. ab.
Des Weiteren stellt der VDS wachsende Aktivitäten der Sportmarken (Stichwort »own retail«, wie ihn  beispielsweise die Sportschuster Nike und Adidas groß betrieben) mit einem »zwar noch einstelligen Marktanteil, jedoch einer deutlichen Umsatz-Steigerungsrate gegenüber dem. Vorjahr« fest. Dazu Herzog: »Hier gilt es für den Handel, intensiv an Partnerschaften zu arbeiten!«
Summa summarum verändere sich der deutsche Sportmarkt derzeit »mit großen Umsatz-Verschiebungen bei den Marktteilnehmern bzw. Verkaufskanälen mehr als durch die eine oder andere Veränderung auf Kategorieseite«.
Fazit: »Mehr denn je ist also die Herausforderung gegeben, sich als Händler mit spitzen und kundennahen Konzepten am Markt zu positionieren.« Chancen und Möglichkeiten gäbe es im dynamischen, innovativen und emotionalen Wachstumsmarkt Sport allemal.

Text/Foto: Jo Beckendorff

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