Die hohen Lagerbestände stammten teilweise noch aus den Vorordern der letzten Jahre, erklärt der Handelsverband: Als die Ware knapp war, seien teilweise »blinde« Ordern geschrieben worden: Bestellte Stückzahl, Lieferzeitpunkt als auch Beschaffenheit und Ausstattung der Fahrräder waren den Händlern zum Zeitpunkt der Order bei vielen Herstellern nicht bekannt.
Für den Mai, der zu den umsatzstärksten Monaten des Jahres zählt, berichtet der VDZ von im Vergleich zum Vorjahr rückläufigen Absatzzahlen im Handel. Auch scheinen dieses Jahr Temperaturschwankungen und heftige Regenfälle die Kauflust der Verbraucher bisher gedämpft zu haben, beobachtet der Verband. Die Nachfrage im Servicebereich steigt dagegen. Das liege an den zuletzt stückmäßig starken E-Bike-Verkäufen. Und auch das Leasing vermag nach wie vor eine »Sonderkonjunktur« zu induzieren. Händler mit Arbeitgebern in ihrem Einzugsgebiet, die das Leasing neu einführen, können auch von Umsatzzuwächsen aus diesem Bereich profitieren, sagt der VDZ.
Eventuelle positive Impulse für den Absatz erwartet man außerdem von der Eurobike.
Außerdem sieht der VDZ Politik und Verwaltung am Zug, die Konjuktur fürs Radfahren entsprechend zu fördern.
Der Schub der Corona- Krise habe dem Fahrradhandel eine hohes Umsatzpotenzial beschert, das seit zwei Jahren annähernd stabil geblieben sei. Um diesen Trend zu verstetigen sei es nun Aufgabe der Kommunen, die Infrastruktur kontinuierlich auszubauen.
Mit dem E-Bike werden häufiger auch längere Strecken zurückgelegt, das Auto bleibt stehen oder der Zweitwagen wird ab- bzw. gar nicht angeschafft. Radschnellwege seien die ideale Ergänzung, um längerer Verbindungen zu überbrücken, erklärt der VDZ.
Im Bereich Werkstatt spielt der stationäre Fachhandel seine Stärken aus: Die zuletzt in großer Zahl verkauften Räder brauchen Wartungsarbeiten, Inspektionen und Reparaturen insbesondere von Verschleißteilen, was eine vergleichsweise höhere Auslastung der Werkstätten bringt. Auch hier hat das Leasing einen Einfluss, denn geleaste Räder und E-Bikes müssen vorschriftsmäßig in bestimmten Intervallen zur Wartung in die Werkstatt. Allerdings kritisiert der VDZ, dass die Vielzahl der Service- und Kostenübernahmemodelle der Leasingprovider einen höheren administrativen Aufwand bei der Reparaturannahme verursache. Die Werkstatt hat sich in den letzten Jahren vom eher ungeliebten «brauchen wir ja auch noch« – Bereich zum professionellen Servicepoint gewandelt. Jetzt gelte es, die Strukturen und Prozesse profitabel zu gestalten. Herausfordernd seien der Facharbeitermangel und knapper Platz zum Lagern von Reparaturrädern.
Leasing sei für die Fahrradbranche immer noch ein Erfolgsfaktor für die Umsatzentwicklung und die Werkstattauslastung. Je nach Standort und dort ansässigen Gewerbebetrieben, Verwaltungseinrichtungen etc. machen einzelne Fachhandelsbetrieben mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes mit Leasing, rechnet der VDZ vor. Was jedoch nachteilig sei sind die Gebühren und Abgaben an die Leasingprovider und der hohe administrative Aufwand.
Insgesamt erwartet der VDZ ein »normales Fahrradjahr 2024«.
Die aktuellen statistischen Daten des VDZ
(Quelle: Marktdaten VDZ 2023 / ZIV teilweise aktualisiert)
Bestand Fahrräder in Deutschland: 84 Mio. Stck. davon E-Bikes: 11 Mio. Stck.
Jährlicher Umsatz mit Fahrrädern inkl. E-Bikes: 7,1 Mrd. € (=ca. 4,0 Mio. Stck.)
Absatz von Zubehör, Textilien, Ersatzteilen und Serviceleistungen: 2,5 Mrd.€
Gesamtumsatz Fahrradbranche: 9,6 Mrd. €
Marktanteil Fachhandel am Fahrradverkauf – in Stck.: 77%, – in Euro: ca. 82%
Umsatzanteil E-Bikes – in Stck.: 52 %, in Euro: ca. 65 bis 75%
Durchschnittserlös im Fachhandel (jeweils Brutto inkl. MwSt.) – je Fahrrad: 899 €, – je E-Bike: 4.040 €