Laut oben genannter Quellen wurde die Repräsentanz von Arevo Vietnam Co. (Geschäftsführer: Nguyen Minh Tho) am 19. April 2021 gegründet. Diese ist laut dortiger Angaben »in den Bereichen Handel und Marketing, Forschung und Produktentwicklung« tätig und derzeit »aufgelöst, bankrott, nicht mehr existent«.
Das dem tatsächlich so ist, wird einem durch Angaben der Steuerbehörde bestätigt. Bei Abfrage der Steuernummer der Repräsentanz von Arevo Vietnam Co., Ltd. wird die Meldung „der Steuerzahler hat seine Tätigkeit eingestellt und die Steuernummer geschlossen“ angezeigt. Der letzte Eintrag datiert vom 29. Juni 2023.
Derzeit eine von insgesamt drei Arevo-Einheiten am Ende
Es gibt aber noch zwei weitere Arevo-Einheiten in Vietnam. Auch hier wird Nguyen Minh Tho als Geschäftsführer genannt. Aus den Daten des nationalen Unternehmens-Registrierungsportals geht hervor, dass die »hauptsächlich mit der Herstellung von polymerbasierten Kohlenstoff-Fasermaterialien (PEEK, Nylon usw.) für den 3D-Druck« beschäftigte Arevo Vietnam Co., Ltd (aka Arevo Vietnam) weiterhin tätig ist. Diese für die Serienfertigung aufgebaute Einheit wurde am 16. November 2020 gegründet. Sie hat ihren Sitz im Saigon Hi-Tech Park (SHTP) nahe Ho-Chi-Minh-Stadt (vormals Saigon).
Bleibt noch die zu den beiden bisher genannten Einheiten gehörende Arevo Ho Chi Minh Co., Ltd. (kurz Arevo HCM). Laut der Online-Zeitung Vietnamnet wurde dieses Unternehmen am 24. Mai 2021 gegründet und ist weiterhin tätig. Womit genau, wird allerdings nicht gesagt.
Rückblick
Um das alles überhaupt einordnen zu können, hier ein kurzer Rückblick: mit Hilfe einer 2020er–Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 25 Millionen USD (22,6 Millionen Euro) wuchs das Gesamtkapital des Jungunternehmens Arevo auf 85 Millionen USD (76,9 Millionen Euro). Mit diesem Kapital im Rücken wurde 2021 auch eine Produktionsstätte mit den dazu gehörigen Hightech-Druckern in Vietnam aufgebaut.
Im selben Jahr sind auch schon erste Rahmen unter dem Eigenmarken-Namen Superstrata in den Export gesurrt. Später wurden von Arevo auch noch die ebenfalls auf einen 3D-gedruckten Kohlefaser-Mix setzende (E-)Tretroller-Marke Scotsman sowie die Loungesessel-Marke Mishima aus der Taufe gehoben.
Vertriebsrechte und Marketing für DACH-Region und mehr
Ende 2022 sicherte sich Super Mobility GmbH-Geschäftsführer Richard Hirschhuber die Exklusiv-Rechte für Vertrieb und Marketing der 3D-gedruckten E-Bikes »für die DACH-Region und weitere Teile Europas« (= Italien, Kroatien, Slowenien, Ungarn).
Der Österreicher – der Branche eher noch als Mitbegründer und einstiger CEO von des Kufsteiner E-Bike-Netzwerks Greenstorm Mobility GmbH bekannt – war so begeistert von der Idee 3D-gedruckter Unibody-Rahmen (und wohl auch vor dem Hintergrund des aktuellen Themas einer marktnahen Produktion), dass er in den nächsten fünf Jahren »in jedem Land in Europa einen 3D-Drucker für die Rahmenproduktion« stehen haben wollte.
Das dafür notwendige Kapital – ein (Arevo-)Drucker alleine soll zwischen 800.000 und 1,2 Millionen Euro kosten – wollte er via Conda-Crowdfunding-Kampagne einsammeln. Laut Plan sollte der erste Drucker schnellstmöglich in der Super Mobility GmbH-Zentrale in Kufstein aufgestellt werden.
Nachgeschaut bei Conda Crowdinvesting Austria GmbH, erhielten Hirschhuber und Team bis Kampagnen-Ende im diesjährigen Februar 227.500 Euro von 73 Investoren. Insgesamt wollten die Österreicher für ihre Super Mobility World, die auch noch zwei andere Produkte in petto hat (eines davon ist der deutsche Online-Marktplatz für Fachhändler SuperBike8), 80.000 Euro einsammeln. Diese Schwelle wurde – siehe oben – deutlich übertroffen.
Bis dato haben Hirschhuber und Team auf Nachfrage gerade einmal 15 Superstrata-Fahrräder erhalten und verkauft. Insgesamt sollen in diesem Jahr 3.301 Superstrata-Einheiten die Vietnam-Produktion verlassen haben. Was dort allerdings derzeit bei Arevo und vor allem in Vietnam (und auch den USA) passiert, kann er auf RadMarkt-Nachfrage auch nicht beantworten. Die Kommunikation sei zuerst spärlich und dann komplett eingebrochen. So erhielt der RadMarkt auch keine Antworten auf seine Anfragen an das Arevo-Headquarter in Kalifornien.
Laut Hirschhuber soll sein bis dato erster Ansprechpartner – Arevo-Gründer und -CEO Sonny Vu – nicht mehr aktiv an Bord sein: »Ob er noch Gesellschafter ist, weiß ich nicht.« Auf jeden Fall widmet sich der Österreicher mit Super Mobility GmbH selbst künftig anderen (branchenfremden) Herausforderungen.
Auch hier hilft eine RadMarkt-Anfrage bei Conda: denen ist wichtig zu betonen, dass die Investoren in die Supermobility World ihre Investition nicht verloren haben. Sie fließt jetzt in die vom umtriebigen Richard Hirschhuber und seinem Team aufgegriffene Installation von Photovoltaik (PV)-Anlagen bei Hotels. Da herrsche eine hohe Nachfrage. Laut Hirschhuber konnten bereits erste Verträge abgeschlossen werden.
Bleibt nur noch die Frage: was passiert bei Arevo?
Arevo – quo vadis?
Tewxt: Jo Beckendorff