Wirtschaftsgespräch zum Start der Eurobike 2023: Trotz Verlangsamung positiver Gesamttrend
Der europäische Fahrradmarkt ist im weltweiten Vergleich der wertvollste Markt und verzeichnet immer noch einen positiven Trend. Das stellte Manuel Marsilio, Geschäftsführer der Konföderation der europäischen Fahrradindustrie (Conebi), bei der Pressekonferenz zur Lage der europäischen Fahrradwirtschaft zum Auftakt der Eurobike 2023 in Frankfurt heute fest.
Wirtschaftspressekonferenz bei der Eurobike 2023 mit Moderator Frank Puscher, Kevin Mayne, CEO Cycling Industries Europe, Deborah Wu, Managing Director KMC Global GmbH, Manuel Marsilio, General Manager Confederation of the European Bicycle Industry (CONEBI) und Stefan Reisinger, Geschäftsführer fairnamic GmbH (v. l.).Foto: Fairnamic

Marsilio: »Trotz der Verlangsamung der Fahrradverkäufe in Europa im Jahr 2022 ist der Gesamttrend der Branche und des Marktes positiv: Der Verkauf von E-Bikes stieg um fast neun Prozent und die Produktion um 19 Prozent im Vergleich zu 2021. Der Umsatz mit Fahrrädern und E-Bikes wuchs um mehr als sieben Prozent, die Investitionen stiegen um mehr als 14 Prozent und die direkten und indirekten Arbeitsplätze erreichten das Rekordniveau von 190.000.« Eine ausführlichere Analyse der von Conebi vorgelegten Marktdaten lesen Sie in der Radmarkt-Ausgabe 8/2023, die am 11. August erscheint.

Von der Beliebtheit des Fahrradfahrens profitieren auch industrieferne Sektoren wie der Tourismus. In Deutschland arbeiteten beispielsweise laut einem Bericht der Agentur T3 2022 rund 63.000 Menschen in den Sektoren Herstellung, Handel und Dienstleistungen. Hinzu kamen 263.000 Stellen im Bereich des Fahrradtourismus.

Basis stimmt

Kevin Mayne, CEO des Verbandes Cycling Industries Europe (CIE), sieht die Branche auf einer »fantastischen Basis« aufgestellt: »Die Regierungen auf allen Ebenen – auf EU-, nationalem, kommunalem und regionalem Level – investieren, wodurch jedes Jahr etwa sieben Prozent neue Radfahrer hinzukommen. Die Radfahrer, die wir während der Pandemie gewonnen haben, fahren weiterhin. Dadurch, dass die Menschen wieder vermehrt ihre Arbeitsstätten aufsuchen, steigt die Zahl derer, die täglich ihr Rad benutzen, sogar noch weiter an. Das Wachstum ist nicht so hoch wie während der Pandemie, aber das ist echte Marktentwicklung. Andere Branchen schauen neidisch auf das Radfahren, nirgendwo sonst in der Mobilität und im Tourismus gibt es solche Zahlen.«

Hersteller in Taiwan unter Druck

Weltweit betracht ist am wichtigen Industriestandort Taiwan die Lage vor allem für Hersteller von niedrig- und mittelpreisigen Fahrrädern und E-Bikes zum Teil dürftig, denn »In den letzten drei Jahren sah sich der globale Fahrradmarkt mit einem unerwartet schnellen Nachfragewachstum, Unterbrechungen der Lieferketten und Überbeständen konfrontiert, und nun formt sich der Markt neu«, erklärt Deborah Wu, Managing Director beim Kettenhersteller KMC Global GmbH. »Für die Ziele die Fahrradverkäufe und die mit dem Fahrrad zurückgelegten Kilometer der Endverbraucher zu erhöhen, spielen die Lieferketten eine wichtige Rolle. Die Globalisierung, der Wandel zu nachhaltigen und intelligenten Prozessen und die derzeitige Bestandsflut stellen Herausforderungen für diese komplexen Systeme dar. Aber die Marktnachfrage und das Angebot werden sich wieder normalisieren und die meisten Marktteilnehmer die derzeitigen Probleme überwinden können.«

Für den künftigen Erfolg muss die Branche den Experten zufolge einige disruptive Entwicklungen im Auge behalten: Dazu gehören neue Verbraucherbedürfnisse wie Sharing- und Abo-Modelle gilt es zu bedienen und mit branchenfremden Akteuren, etwa aus dem Automotive-Sektor, umzugehen.

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